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Frou-Frou

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Fixer Bestand des Showbusineß ist die GmbH der Bearbeiter. Sie machen es sich zur Aufgabe, ausländische Erzeugnisse für die Verwendung im Inland abzufüllen. Im Verschnitt etwas billiger als im Original erreichte uns nun auch „Cancan“, des bereits verstorbenen Wahlparisers und gelähmten Ex-Herren- reiters Cole Porter Huldigung an die Belle Epoque. Porter, der Dandy unter den Klassikern des amerikanischen Musicals, hatte wohl auch von allen den feinsten musikalischen Esprit.

Karl Vibach, Gesellschafter der oben erwähnten Firma, lieferte die

— schon nötige? — Neufassung des deutschen Librettos. Als Regisseur zaubert er keine Toulouse-Lautrec- Phantasien auf die Bühne des Theaters an der Wien. Er bietet vielmehr handfeste, bunte Unterhaltungsware, nach den Maßen einer tourneegerechten Vico-Torriani-Show geschneidert. Denn der internationale Tessiner ist natürlich Mittelpunkt des ganzen Montmartre-Rummels, wenn er als überlegen flanierender Kommentator der Begebenheiten auftritt und nur ab und zu ins Geschehen eingreift. Vico tut dies wie Vico eben derlei tut: mit der charmeverbrämten Routine eines vielseitigen, gescheiten Entertainers. Kleine Anleihen beim Stil Maurice Chevaliers sind ja in der Rolle inbegriffen.

Locker in Spiel und Ton, seine Causerien mit wunderschönen Spazierstöcken akzentuierend, führt Torriani durch das lockere Treiben um den eifernden jungen Richter, der auszieht um den sittenverderbenden Cancan zur Strecken zu bringen. Versteht sich, daß er dabei ins Gewirr von Frou-Frou und Rüschen, und schließlich in die Netze einer reizvollen Etablissement-Circe gerät. Jürgen Wilke mit seiner Erscheinung und Diktion des Heldendarstellers gibt dem Unbestechlichen (m. b. H.) die Züge eines Parzifals im Zylinder. Violetta Ferrari entledigt sich mit Augenaufschlägen und schmollendem Sex ihrer Szenen als Madame des Cancan-Lokals. Die zweite weibliche Hauptrolle, die eines Montmartre- Pflänzchens, ist dem sehr beweglichen Soubretten-Temperament von Beate Granzow anvertraut. Nina Westen legt ein galantes Mädchen ganz auf den Ton Grete Weisers an, also nicht gerade echt pariserisch. Schwarz und vulkanisch Georg Lhotzky, ein bulgarischer Boheme- Othello mit dem ausgerechnet georgischen Namen Adzinidzinadze, der natürlich Ulk für den Dialog abgibt. Von federnder Skurrilität, wie eine Figur aus „Hoffmanns Erzählungen“, der Fechtmeister Hans Holysts. In der sehr wirkungsvollen Kerkerszene hat Julia Drapal Gelegenheit, ihre Komik zu zeigen. Animiert am Pult: Johannes Fehring.

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