Maria Magdalena - Ursula Langmayr singt in der Retzer Stadtpfarrkirche die starke Maria Magdalena, Apostolin der Apostel. - © Claudia Prieler

Klangerlebnis, Frauenpower im Kirchenraum

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Die abendländische Kunst zeigte sie meist als die verführerische und zugleich verruchte Frau, die Bibel freilich erzählte sie als diejenige, die den Jüngern die Auferstehung Jesu verkündete. Maria Magdalena galt den Kirchenvätern daher als Apostolin der Aposteln, aber erst 2016 stellte sie Papst Franziskus den männlichen Aposteln gleich.
In der Kirchenoper „Maria Magdalena“, die zur Zeit im Rahmen des Festivals Retz aufgeführt wird (eine Auftragskomposition für das Land Niederösterreich), betonen Komponist Wolfram Wagner und Librettistin und Regisseurin Monika Steiner die Stärke der Frauen, die die Kirchengeschichte verschwinden ließ. Wie sprechen von der Erfahrung von Passion und Auferstehung, wenn nicht in Bildern? Großartig daher die Idee, mit Bühnenbild und Inszenierung an Bilder aus der Kunstgeschichte anzuknüpfen (zu Beginn etwas „Das letzte Abendmahl“), um diese Bilder aber eben umzuerzählen (zum Beispiel, indem bei diesem Abendmahl nur Frauen stehen, keine Männer zu sehen sind) oder gar zu stürzen. Da fällt dann auch einmal der Tisch mit lautem Knall, da ist stimmlich viel Stärke im Spiel, etwa gegen die wispernde Angst der Jünger. Wagner hat – freilich auch auf Effekte setzend – nicht nur Solistinnen gewichtige Rollen zugeschrieben, sondern auch dem Chor. Manchen mag die Regieanweisung im Textheft irritieren („Magdalena ist wieder zurück in der Realität“ heißt es dort nach deren Begegnung mit dem Auferstandenen, und auch auf der Bühne wird die Szene als bloße Vision gezeigt). Der Klangraum des Chors aber zeugte – und überzeugte. Minutenlange Standing Ovations.

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