Die Geschichte hat sie verschwiegen, ihre Kultur wurde vernichtet, als Klischees wurden sie vermarktet: Tommy Orange erzählt in seinem Roman vom Leben urbaner Indianer der Gegenwart.
„Wer sind diese Menschen?“, fragte Toni Morrison 2016 angesichts der ihre Sklaven peitschenden Herren und Herrinnen in einem Vortrag an der Harvard University (in „Die Herkunft der anderen: Über Rasse, Rassismus und Literatur“, 2018). „Sie mühen sich bis zur Erschöpfung, um den Sklaven als nicht menschlich, als Wilden zu definieren, während die Definition dessen, was nicht menschlich ist, ganz eindeutig auf sie selbst zutrifft.“ Die Frage nach dem Warum des Rassismus beschäftigte Morrison zeitlebens, ebenso die Analyse seiner Auswirkungen: auf Körper und Seele der Einzelnen
Der 23. April gilt als Welttag des Buches. Welche Rolle Bücher schon lange spielen, zeigt ein Blick in die Kunstgeschichte. Auch die Unterbrechung des Lesens wurde dargestellt.
Vor zehn Jahren starb der Cellist Martin Hornstein völlig überraschend kurz vor seinem 55. Geburtstag. Semier Insayif würdigt den Musiker nun mit den Mitteln seiner eigenen Kunst: der Prosa und Poesie.
Es könnte auch ganz anders sein: Karin Peschkas neuer Roman „Putzt euch, tanzt, lacht“ überwindet Trauer mit Humor und Empathie und erzählt von Menschen als sozialen und solidarischen Wesen.
Giuseppe Tomasi di Lampedusas Roman „Der Leopard“ bietet nach über 60 Jahren nicht nur ungetrübtes Lesevergnügen, sondern auch frische Ironie und politische Einsichten.
Es gibt Worte, für die gibt es kaum eine adäquate Übersetzung. Ressentiment ist so ein Wort, für das man schwer eine deutsche Entsprechung findet. Das französische Verb ressentir „bedeutet in etwa nach-fühlen in einer zeitlichen Dimension, also auch nach einem Geschehnis jene Empfindung zu verspüren, die dieses in einem ausgelöst hat. Mitunter kann sich dieses Gefühl im Lauf der Zeit sogar verstärken oder verselbständigen“, schreibt Anna Rottensteiner in ihrem Vorwort zu dem Erzählband „Ressentiment“, das der Meraner Verlag Edizioni alphabeta in Zusammenarbeit mit dem
In den Golf von Neapel führt Valeria Parrellas engagierter Roman „Versprechen kann ich nichts“: zu Jugendlichen in der Strafanstalt auf der Insel Nisida.
Sabine Gruber studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft: Diese Interessen prägen auch ihr literarisches Werk. Ein Gespräch über notwendige Preise für Frauen, die Perspektive der Geschichtsschreibung und die Besonderheit der Literatur.
Machenschaften, soziale Ungerechtigkeit, Gewinnmaximierung, Eventisierung: Betrifft das nur den Fußball-oder auch den Literaturbetrieb? Und wie ist das mit dem Bachmann-Preis?
Seine Eltern überlebten die Schoa, er selbst kam als Kleinkind nach Österreich: Dort wurde der Schriftsteller und Historiker ein politisch engagierter Mensch. Doron Rabinovici im Gespräch.
Nicht von einzelnen Polizisten werden Schwarze in den USA getötet, meint Ta-Nehisi Coates, sondern von ihrem "Land und den Ängsten". Über das Buch "Zwischen mir und der Welt".
Gedichte, die sie einst still memorierte, halfen ihr, im KZ zu überleben. Lyrik lebt, zeigt sich die 1931 in Wien geborene Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Klüger allen Unkenrufen zum Trotz überzeugt. Lyrik sei weder Massen-noch Wegwerfware, sondern eine "Dauerware".
Das Leben ist deftig und aus Hass entsteht keine Kunst: Kerstin Hensel, Romanautorin, Lyrikerin und Professorin für Deutsche Verssprache und Diktion, über Literatur, Machtstrukturen und Komik.
Viel wurde in den letzten Wochen über die „Kulturnation" gesprochen, wenig wurde für die Kulturschaffenden getan. Wie geht es denn der Literaturbranche?
Am 2. Mai wird er 92 Jahre alt. Der Übersetzer und Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt überlebte den Nationalsozialismus als Kind im französischen Exil. Eine Würdigung.
Wie konnte das passieren? In kleinen Schritten ging die vertraute freie Welt verloren. Cécile Wajsbrot reflektiert in ihrer Prosa die systematische Zerstörung einer Gesellschaft.
Sie gilt als Meisterin der Beschreibung menschlicher Abgründe. Vor 100 Jahren, am 19. Jänner 1921, wurde Patricia Highsmith in Fort Worth, Texas, geboren.
Ljudmila Ulitzkaja erzählt in ihrem jüngst auf Deutsch erschienenen Buch „Eine Seuche in der Stadt“ von einer Durchseuchung der besonderen Art: der totalitären Macht.
Fragwürdiger Freiheitsbegriff, Unmündigkeit durch Digitalisierung und Versuche, gegen die neue Rolle der Frau vorzugehen: Wie anti-aufklärerisch ist unsere Gegenwart? Ein Gespräch mit der Politikwissenschafterin Ulrike Guérot.
Identitäten werden häufig durch einen Spalt gebildet und gegen andere eingesetzt - mit enormen politischen, ökonomischen und sozialen Folgen. Brigitte Schwens-Harrant und Jörg Seip gehen in "Mind the gap" der Frage nach, wie Identitäten verfertigt werden. Ein Vorabdruck.
Fischer am Attersee, Autor von Lyrik, Prosa und Dramoletten: Was der oberösterreichische Schriftsteller Hans Eichhorn als aufmerksamer Beobachter seiner Umgebung am See und anderswo wahrnimmt, findet seit vielen Jahren auch Wege in die Literatur.
Sie arbeitet mit Musikern und bildenden Künstlern: Schriftstellerin Lisa Spalt im Gespräch über Sprache, Selbstinszenierungen, die Verbindung von Gefühl und Ökonomie und die Erfahrung des Widerspruchs.
Seit seinem Debüt 1989 prägt Alois Hotschnig die österreichische Literatur. Ein Gespräch über die Suche nach einem Schuldigen, die Kunst, Verschweigen in Sprache zu bringen, und Erzählungen ohne Erzähler.
Um die Zukunft der Literatur macht er sich keine Sorgen und die Heterogenität des Publikums fasziniert ihn: Klaus Kastberger, Leiter des Literaturhauses Graz und Bachmannpreis-Juror, im Gespräch.
Nie habe sie in einer Welt gelebt, in der "race" kein Thema war, schreibt Toni Morrison. Wie damit umgehen als Schreibende, möglichst unbelastet und möglichst verantwortungsbewusst?
Persönliche Erinnerungen, Facetten einer Literaturgeschichte und Reflexionen über die Kunst der Übersetzung: Der Autor, Anglist und Übersetzer Klaus Reichert erzählt vom Scheitern am Schreiben und der Faszination an Sprache und Literatur.
KOMMENTAR. Die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ sind vorbei, eine würdige Bachmannpreisträgerin wurde gefunden. Was bleibt? Plädoyer für Plattformen respektvoller Kritik.
Am 6. Oktober wird zum vierten Mal der Christine Lavant Preis vergeben. Ausgezeichnet wird heuer Angela Krauß: Juror Karl Wagner im Gespräch über die beiden Autorinnen und ihre Literatur.
Michael Stavaric misstraut der Geschichte. Er erzählt daher mit seiner Prosa über einen Zoohändler, der bei mehr als einem Schiffsunglück seine Finger im Spiel hat, eine Geschichte, die auch erzählt, dass es so ganz sicher nicht gewesen ist.
Am 14. Oktober wird das Kulturwissenschaftler-Ehepaar Aleida und Jan Assmann in der Frankfurter Paulskirche gemeinsam mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Seit Jahrzehnten inspirieren und ergänzen die beiden einander wechselseitig.
Wer Gedichte zu lesen als schwierig empfindet, hat vielleicht zuviele Kriterien im Kopf. Die Lyrikerin Kerstin Hensel plädiert für einen verspielten und leichten Zugang.
"Das Ziel meiner Pilgerreise ist immer ein anderer Pilger." Diesen Satz zitiert die polnische Autorin Olga Tokarczuk in ihrem 2009 auf deutsch erschienenen Buch "Unrast" immer wieder. "Bieguni" hieß das ein Jahr zuvor publizierte Prosakunstwerk im Original. In Form unterschiedlicher Texte, die Geschichten anfangen, unterbrechen, fortsetzen, und an Orten wie Zügen, Hotels oder Wartesälen schreibt die Ich-Erzählerin ihre Texte über andere "Pilger", über die Versuche, Körper zu konservieren, oder den Schmerz eines abwesenden, weil abgetrennten Beins. Mit Gelegenheitsjobs hält sich die
Der Mensch agiere nicht sonderlich komplex, meint Michael Stavarič - und macht aus dieser Erkenntnis raffinierte Literatur. Ein Gespräch über Sprache und Musik, seine Vorliebe für archaische Themen und seinen neuen Roman "Fremdes Licht".
Kunst und Künstler(innen) kommen in der aktuellen Corona-Krise unter die Räder. Kaum im Amt, ist Kultur-Staatssekretärin Ulrike Lunacek da gefordert wie nie – vor allem was Nothilfen betrifft. Aber sie hofft bereits auf die Zeit danach.
Er schrieb, als wäre Literatur eine Frage auf Leben und Tod. Für Roberto Bolaño war sie es wohl auch. Die drei Erzählungen, die nun im Band „Cowboygräber“ erschienen sind, zeigen 17 Jahre nach seinem frühen Tod viel von Bolaños Poetik.
Wie kam es zum Brexit? Der englische Schriftsteller Jonathan Coe erzählt in seinem Roman „Middle England“ unterhaltsam und mit viel Ironie die Entwicklungen ab 2010. Sichtbar wird eine bis in die kleinsten Einheiten gespaltene Gesellschaft.
Laura Freudenthaler gewann im Wettbewerb um den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis mit ihrem Text "Der heißeste Sommer" den 3sat-Preis. Nominiert wurde Freudenthaler von FURCHE-Feuilleton-Chefin Brigitte Schwens-Harrant.
Der Erzähler treibt bei ihm als Gespenst durch den Text und die Figuren entstehen durch ihre Bewegungen im Raum; für Momente, in denen nichts passiert, sucht Thomas Stangl eine Sprache: der Schriftsteller im Gespräch über die Poetik seiner Literatur.
Spät wurde die französische Schriftstellerin Annie Ernaux im deutschen Sprachraum entdeckt und neu übersetzt. Auch ihr Buch „Die Scham“ zeigt, wie persönliche Erinnerung zur Quelle für kollektive Geschichte werden kann.
Die abendländische Kunst zeigte sie meist als die verführerische und zugleich verruchte Frau, die Bibel freilich erzählte sie als diejenige, die den Jüngern die Auferstehung Jesu verkündete. Maria Magdalena galt den Kirchenvätern daher als Apostolin der Aposteln, aber erst 2016 stellte sie Papst Franziskus den männlichen Aposteln gleich. In der Kirchenoper „Maria Magdalena“, die zur Zeit im Rahmen des Festivals Retz aufgeführt wird (eine Auftragskomposition für das Land Niederösterreich), betonen Komponist Wolfram Wagner und Librettistin und Regisseurin Monika Steiner die
Er war bereits 87, als er „Cʼétait mieux avant“ schrieb, das heuer, kurz vor seinem Tod am 1. Juni, allerdings mit einem Fragezeichen versehen, auf Deutsch erschienen ist: „Was genau war früher besser?“ (Suhrkamp 2019) Darin lässt der französische Philosoph Michel Serres einen, wie es der Untertitel verrät, „optimistischen Wutanfall“ vom Stapel, der sich lesen lässt. Dieser richtet sich gegen bestimmte Greise. Sie, so setzt Serres ein, verklären ihre Jugend. „Andererseits nörgeln sie.“ Vor allem die Franzosen. „Greise plus Nörgler, zwei nichtexklusive Populationen.
Längst hat sich Peter Henisch in die österreichische Literaturgeschichte eingeschrieben. Die Lektüre seiner Werke zeigt den Autor als „Chronisten“ seines Landes.
Mario Vargas Llosas Roman "Das Paradies ist anderswo" literarisiert zwei Leben und mit ihnen zwei Utopien: Er verwebt das Schicksal des Malers Paul Gauguin mit dem seiner Großmutter, der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Flora Tristan.
Die "Tage der deutschsprachigen Literatur" werden der Prosa wieder Öffentlichkeit verleihen. Doch wie steht's um die Lyrik? Und was passiert in einem Institut für Sprachkunst? Kann man lehren, Literatur zu schreiben? Ein Gespräch mit dem Dichter Ferdinand Schmatz.
2018 war die Schwedische Akademie nahezu handlungsunfähig, heuer vergibt sie dafür zwei Nobelpreise für Literatur. Richtig reformiert hat sie sich aber (noch) nicht.
Der massive Abbau von Rohstoffen wie Lithium hinterlässt Spuren. Anna Friz und Rodrigo Ríos Zunino haben sie in der Atacama-Wüste künstlerisch erkundet.
Asylrichter Hubert Reisner hat mit Menschen zu tun, deren Herkunftsorte er nicht aufsuchen kann. Das interessiert die Literatin Lydia Mischkulnig. Eine Begegnung.
Seit Jahrzehnten werden im sri-lankischen Ahungalla Kinder und Jugendliche kostenlos ausgebildet. Das Resort der „one world foundation“ wurde aber auch zum Ort für Künstlerinnen und Künstler.