Ohne Sorge
Von versprühten Aerosolen und sozialer Verantwortung. Eine Glosse.
Von versprühten Aerosolen und sozialer Verantwortung. Eine Glosse.
Die vierte Welle kommt, und wen wird’s wieder treffen? Die Kultur. Sprach unlängst ein Musiker, der monatelang zu Hause seiner Laptop-Kamera zugespielt hat, die ihm nie klatschte. (Die klassischen Hygiene-Konzepte hatten niemanden in der Regierung beeindruckt, klar, man wollte weder Masken noch Abstand noch möglichst geringe Auslastung.) Ich konnte ihn beruhigen, denn mir war etwas anderes zugespielt worden, ein erfolgversprechendes Konzept. Der Vorschlag dürfte angesichts der Bilder mit tausenden offenen brüllenden Mündern in Stadien überzeugen: Allen Kulturinitiativen wird empfohlen, dem gemeinnützigen Verein Union of European Football Associations beizutreten und ihre Verantwortung abzugeben. Sollten diverse Theater Bedenken haben wegen fehlender Naturrasenplätze: Die sind seit 2006 keine Beitrittsbedingung mehr. Mit Bildern von Menschen, die einander bespringen und begeistert sprühen und brüllen, wäre die Kultur wieder weltweit im Gespräch und würde als sozial bedeutsam wahrgenommen. Ohne Sorge, sei ohne Sorge, raunt das geleakte Konzept, denn Aerosole dürfen diesem Verein nicht beitreten. Und die Kommission für soziale Verantwortung sei Fiktion.