Trissenaar - © Foto: APA / dpa-Zentralbild / Britta Pedersen

Elisabeth Trissenaar: Stark und präsent

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Die Schauspielerin Elisabeth Trissenaar ist am 14. Jänner 2024 in Berlin gestorben.

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Die Schauspielerin Elisabeth Trissenaar ist am 14. Jänner 2024 in Berlin gestorben.

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Ja, tatsächlich, die spätere Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hatte ihr eine Rolle zugeschrieben, jene der Jackie (erkennbar als Jacqueline Kennedy Onassis) in „Jackie und andere Prinzessinnen“. Das Prinzessinnendrama wurde am Tag der österreichischen Nationalratswahl am 24. November 2002 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Regie führte Hans Neuenfels. Elisabeth Trissenaar, die am 13. April 1944 als Tochter eines holländischen Vaters und einer österreichischen Mutter in Wien geboren wurde, hatte im Max Reinhardt Seminar ihren späteren Ehemann Hans Neuenfels kennengelernt, sie hat über Jahrzehnte mit ihm gelebt und zusammengearbeitet.

Elfriede Jelinek ging es, wie sie selbst einmal sagte, in diesen Prinzessinnendramen „darum, dass diese Ikonen der Frauenliteratur wie Bachmann, Plath oder eben Haushofer in eine Situation kommen wie Odysseus auf seiner Fahrt: weibliche seefahrende Helden. Sie müssen das Blut des Opfertiers trinken, um aus ihrem Schattendasein wenigstens kurz ins Leben zurückkehren zu können. Die Figuren sind alle weiblich, und natürlich gibt es dabei immer auch meine typischen Selbstironisierungen. Immer wird auch diese Verzweiflung thematisiert, das Bewusstsein der eigenen Lächerlichkeit.“ Das braucht Schauspielkunst, keine Frage. Und Elisabeth Trissenaar war eine Meisterin ihres Fachs. Sie spielte ohnehin keine glatten Frauenrollen, die lange Liste ihrer Darstellungen zeigt das: Trissenaar war Ibsens „Nora“ und „Hedda Gabler“, Kleists „Penthesilea“, Euripides’ „Elektra“, Tschechows Warja in „Der Kirschgarten“, Lessings „Emilia Galotti“, Strindbergs „Fräulein Julie“, Heiner Müllers Marquise de Merteuil in „Quartett“.

Große Bekanntheit erlangte sie durch ihre Mitwirkung in Filmen von Rainer Werner Fassbinder: „Bolwieser“, „In einem Jahr mit 13 Monden“, „Die Ehe der Maria Braun“ und als Lina in der Verfilmung von Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Sie drehte mit Doris Dörrie („Keiner liebt mich“), Robert van Ackeren („Das andere Lächeln“), Agnieszka Holland („Bittere Ernte“), Rainer Kaufmann („Kalt ist der Abendhauch“), Michael Herbig („Die Geschichte vom Brandner Kaspar“). Von 1987 bis 1989 verkörperte sie bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft im „Jedermann“ neben Klaus Maria Brandauer. Sie spielte stark, sie war präsent. Am 14. Jänner starb Elisabeth Trissenaar 79-jährig in Berlin.

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