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Kleiber in Laibach

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Niemand wollte es so recht glauben -nach langjähriger Pause wieder ein Konzert mit Carlos Kleiber, und dies ausgerechnet in Laibach mit der „Slowenischen Philharmonie”. So außergewöhnlich bereits die Ankündigung, so unüberbietbar scheinend dann auch der Eindruck dieses Konzertes -wenn man diesen Grenzgang zwischen, auratischem Glanz und eingelöstem mystischen Glücks versprechen von Musik überhaupt noch so neutral benennen kann.

Zu Beginn Beethovens Coriolan-Ouvertüre, knisternd-dramatisch, frei von allem Empire-Pathos, die grübelnden Synkopen kontrastierend zum aufblühenden Seitenthema und das Verlöschen im pianissimo-Nichts von existentieller Bedrohlichkeit. Dann Mozarts B-Dur Symphonie Nr. 33, die raffinierte, kammermusikalische, mit den geteilten Bratschen: Kleiber ließ musizieren, geschmeidig, duftig, rieselnd, elastisch und doch durchhörbar - polyphon, in den Bläsertrillern sogar komödiantisch -keck. Die erfüllte Quadratur des Mozart-Kreises, zwischen den Polen „klangredend” und „musikströmend” zwingend vermittelnd.

Nach der Pause die „Vierte” von Brahms, sonst meist herb und abstrakt grübelnd zu hören, erklang sie diesmal als ein hypnotischer Lavastrom von Leidenschaft urfti Phantasie: schon der Eröffnungstakt erschien nicht als vorgefertigte Intervall-Gestalt, sondern als das anrührende Fallen von Musik überhaupt, die Klarinettensoli im zweiten Satz ließen an ein lastendes slawisches Ochsengespann denken, die Flötenvariation im Finale schien von der Laszivität eines orientalischen Schlangenbeschwörers und schließlich fiel der Schlußakkord ausweglos wie ein riesiges archaisches Bronzetor ein für allemal ins Schloß.

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