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Ohne Tabu: Es geht um die Liebe

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Die „Neue Oper Wien“ nutzt die Schließzeit der Staatsoper, um Alban Bergs Oper „Lulu“ in minimaler Dekoration aufzuführen; noch am 7., 9. und 10. Oktober zu sehen.

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Die „Neue Oper Wien“ nutzt die Schließzeit der Staatsoper, um Alban Bergs Oper „Lulu“ in minimaler Dekoration aufzuführen; noch am 7., 9. und 10. Oktober zu sehen.

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Alban Bergs Oper um eine, die von der Liebe lebt, ist ein Werk der klassischen Moderne. Das Tabu als Charakteristikum der Hochkultur der dreißiger Jahre ist heute verblaßt, die Musik erst recht betörend und Regisseur Olivier Tambosi gelang es, das Publikum zu berühren.

Tambosi stellte, erstmals frei von Gags, aus vielen bedeutungsvollen Einzelheiten ein originäres Konzept in der Ausstattung Friedrich Despal- mes auf die Bühne: die berührende Nähe zwischen Publikum und Darstellern, das Orchester als Teil der minimalen Bühnendekoration, die Bühnenarbeiter als mitspielende Clowns.

Ein Nachteil des Aufführungsortes ist der der Bühne abgewandte Dirigent: die nur indirekt durch Video- Schirme mögliche Kontaktnahme zwischen Dirigent Walter Kobera und den Sänger-Darstellern wirkte sich ungünstig aus. Trotzdem stützte Kobera mit seinem Amadeus-Ensemble sicher das gleichmäßig niveauvolle Sänger-Ensemble. Darinentsprach eine attraktive und sich noch steigernde Christiane Boesiger ganz den Vorstellungen von Lulu; Ernst Gutstein war ein dämonisch präsenter Bettler Schigolch, Adalbert Waller Lulus Geliebter, Förderer und endlich Mörder.

Seltsam kraß fiel der dritte Akt, die Arbeit Friedrich Cerhas nach den Vorgaben Bergs ab, nicht nur musikalisch-interpretatorisch, sondern auch dramaturgisch. Musikhistorisch fragwürdig, geriet die Aufführung ins Stocken, ihre Darstellung des Elends Lulus eher läppisch.

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