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Sieg der Wiener im Sängerwettstreit

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Als die Associazione Amici della Musica, ein Kreis von musik- und gesangbegeisterten Aretinern, im Sommer 1952 erstmalig ein Chorwettsingen abhielt, hatte dieser Gedanke einen so lebendigen Widerhall gefunden, daß man sich schon im folgenden Jahre entschloß, auch ausländische Sängervereinigungen zu diesem Wettbewerb einzuladen: sechs Nationen mit 49 Chören folgten damals, dem Kufe nach Arezzo, und schon dieser erste internationale Concorso Poii-fonico gestaltete sich zu einem vollen Erfolg. — Seither nahm der Chorwettbewerb von Jahr zu Jahr größeren Aufschwung. Nicht nur die Zahl der eilnehmenden Nationen und Sängerensembles erhöhte, sich ständig, sondern auch das künstlerische Niveau erfuhr eine Vervollkommnung, die man auf diesem Gebiete noch vor einigen Jahren kaum für möglich gehalten hätte.

Das mittelalterliche Arezzo steht in den Tagen des Concorso ganz im Zeichen des Gesanges. Obwohl die Konzerte von 9.30 Uhr mit kurzen Unterbrechungen bis weit nach Mitternacht andauern, ist das Petrarca-Theater bis auf den letzten Galerie-prärz dicht besetzt. Das Bild der gegen den Dom hin ansteigenden Straßen wird von den zu Gast weilenden Sängern beherrscht. In buntem Durcheinander wechseln Frauen in schönen Landestrachten, Spanierinnen mit Spitzenschleiern, Oesterreicherinnen mit Goldhauben, Männer mit roten Baskenmützen und sonstigen charakteristischen Kostümen ab. Und die in feierliches Schwarz gekleideten Herren sind unzweifelhaft als Angehörige irgendeiner von fern herkommenden Sängervereinigung zu erkennen.

Das aus namhaften Sachverständigen Italiens und des Auslandes bestehende Preisrichterkollcgium hat es nicht leicht; die Leistungen der Chöre aller Länder stehen auf einem außerordentlich hohen Niveau. Es fällt auf, daß die Ausländer die alte Musik dem ursprünglichen Gesangsstil weitaus näher zu bringen streben als die oft sehr eigenwilligen Italiener. In der Gruppe der gemischten Chöre nach freier Wahl zeigte sich, welch hohe technische Vollendung der Chorgesang erreicht hat. Hier ist die einstige Liedertafelatmosphäre fast überall überwunden. Bei den alten und neuen Kompositionen ist es immer wieder das volkstümliche Element, das bestimmend hervortritt, ob es sich nun um die schönen alten Lieder von Orazio Vecchi, Palestrina, Hävern, Schubert und Lechrter oder nur Kompositionen von Bruckner, Kodäly, Distler und Strawinsky handelt.

Wie bei den früheren Aretiner Wettbewerben konnten die österreichischen Chöre auch in diesem Jahre wieder mehrere Preise erringen. Durch ihre sehr schönen Stimmen, meisterhaften Vortrag und die interessante Programmauswahl zeichnete sich vor allem der Wiener Madrigalkreis unter der Leitung von Günther Theuring aus, der in der Gruppe der Pflichtchöre den ersten Preis und in der dritten Kategorie den zweiten Preis errang. Aach der Kammerchor Mentlberg aus Inns-broek, der Kirchenchor St. Jakob aus Wiener Neustadt und der Linzer Domchor boten ausgezeichnete Leistungen. Hervorragend waren wieder die südslawischen ,Chöre aus Belgrad und Agram. Große Ueberraschongen bescherten die Chöre aus Mekncs (Marokko), aas Paris und Beauvais, aus Aragbiari bei Arezzo tmd Sassari (Sardinien).

Die vierte Wiederholung des Internationalen Chorwettbewerbs in Arezzo erwies erneut, wie anspornend diese Veranstaltung für den Chorgesang geworden ist. Dank der tatkräftigen Initiative der dortigen ..Gesellschaft der Musikfreunde“ ist Arezzo z einem Forum des Chorgesanges geworden, das in serner Art einzig ctostebt und für dessen Entwicklung von großer Bedeutung ist.

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