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Singen als Stärke

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Die Festwochenpremiere von Adria-na Hölszkys zweiter Oper „Die Wände” war ein ernsthafter Versuch - des Staatsoperndirektors Wunsch, den Willen zur Moderne anzuerkennen, soll hiermit erfüllt werden. Die Geschichte von Said (Richard Brun-ner), dem glücklosen Verräter ohne eigene Geschichte vor dem Hintergrund des algerischen Krieges ist eine Allegorie der Lieblosigkeit. Der Krieg hat die Frauen hart gemacht und opernhaften Gesang zu deklamatorischem Sprechen verkommen lassen. Die Musik ist zart, sorgfältig, oft illustrativ oder verstärkend, niemals übertönend, sogar komisch eingesetzt: sie überwindet die Grenze zwischen Lebenden und Toten - wie in jener Schlüsselszene, als die Stimme aus des toten Volkshelden Mund der Mutter (Gabriele Fontana) die Totenklage verbietet.

Singen in aller vorstellbaren Vielfalt ist die letzte Lautäußerung der zum Tode Verurteilten. Aus Genets sechsstündiger philosophischer Frage nach dem Leben nach dem Tod macht die Komponistin mit Hilfe des Librettisten Thomas Körner eine Hundert-Minuten-Oper. Mit Begis-seur Hans Neuenfels, dem souverän Computer-Band und im Baum verteilte Instrumentalisten führenden Dirigenten Ulf Schirmer, mit dem Arnold Schönberg Chor und den engagierten Solisten hat neue Oper die besten Bedingungen.

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