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Unbeschreibliches getan...

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In seine Jubiläumsspielzeit — sie bringt das 125jährige Bestehen des Hauses am Rennweg — investiert das Tiroler Landestheater alle nur denkliche Ambition, alle nur aufzubietende Kraft. Verschaffte diese dem „Rosenkavalier“ schon ein Entree von einigem szenischem und sängerischem Glanz, so schlug sie sich in der ersten Schauspielpremiere als eine großartige Leistung nieder, die jede Erwartung Ubertraf.

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In seine Jubiläumsspielzeit — sie bringt das 125jährige Bestehen des Hauses am Rennweg — investiert das Tiroler Landestheater alle nur denkliche Ambition, alle nur aufzubietende Kraft. Verschaffte diese dem „Rosenkavalier“ schon ein Entree von einigem szenischem und sängerischem Glanz, so schlug sie sich in der ersten Schauspielpremiere als eine großartige Leistung nieder, die jede Erwartung Ubertraf.

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Das schier unmöglich Erscheinende, auf einer Länderbühne der Tragödie „Faust“ zweiten Teil in seiner unerhörten Vielschichtigkeit zu erfassen und zu, einem homogenen Ganzen zusammenzuschweißen, vollbrachte die Regie Rudolf Kauteks. Schon in seiner konzisen, dabei alles Wesentliche vermittelnden Textauswahl beweist Kautek, daß er sich Goethe wie der Bühne gegenüber gleichermaßen verantwortlich fühlt.

Es gelingt ihm, ein nach 60 Mitwirkenden zählendes Ensemble ohne nennenswerte schwache Punkte kontrastreich und doch einheitlich zu führen, die Details so scharf auszuleuchten wie den großen Bogen sichtbar, das Transzendentale faßbar zu machen. Ihn unterstützen szenische Lösungen von bestechender Einfachheit, wie sie Peter Mühlers Bühne offeriert, dazu phantasievolle Masken und Kostüme, Karl Horst Wichmanns Musik, Alexander Meißner s Choreographie und die von Ellen Widmann so präzis wie differenziert einstudierten Sprechchöre.

Einzig an der allzu diesseitigen naiven Bilderbuchverklärung der Schlußszene scheiden sich die Geister; hier hätte es weitgehender Abstraktion bedurft.

Vor allem aber unterstützen ihn zwei entfesselte Schauspieler: Volker Krystoph als Faust und Hausherr Helmut Wlasak als Mephisto, jener ein mit leidenschaftlichem Herzen Suchender, sehnend Strebender, reifend Erkennender, und ihm zur Seite der in tausend Gesichtern erscheinende Verführer, der in virtuos gemeißelter Diktion kalten Intellekt versprüht, gleißnerisch und kämpferisch, leutselig und böse, grimmig und ironisch. Hier begegnen einander zwei Persönlichkeiten, die noch weitaus suggestiver als dm vorjährigen „Faust I“ das Spannungsfeld ihrer Polarität auszuschreiten, auszuloten vermögen.

Ein Abend souveräner Leistungen, respektgebietender Disziplin, glühend-intensiven Atems, ein Abend, auf den Innsbruck stolz sein kann.

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