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Vampire ohne Romantik

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Die Bühne ist in Blutrot und Schwarz gehalten. Rechts von ihr läßt sich der Saxofonist und Geräuschemacher nieder, links der Harnmond- Organist und Harmoniumspieler. Drei Schönheiten, umgeben von einer Aura schwülstiger Fin-de-siecle-Noncha-lance schreiten zum Auftritt. Freizügist schwärmen sie von den schwellenden „Meisterstücken" ihrer Favoriten, von denen der Vampir Lord Byron einer ist. („Er stillt alle Sehnsucht ganz gewiß mit einem Biß") Später wird sich der bleiche Genießer eine nach der anderen hinter eine Leinwand holen, um dort seiner blutigen Leidenschaft zu frönen.

Das muß wohl so sein, denn die drei Grazien wie auch die Schattenspiele sind zwei der vielen Puzzleteile in Karl Karlbauers fernab von jeglicher Vampir-Musical-Romantik positionierten multimedialen Cross Over-Ausgrabung „Last Vampire Show" im Wiener Jugendstiltheater. Eines von ihnen ist die nahezu in Vergessenheit geratene Oper des Wagner-Vorläufers Heinrich Marschner aus dem Jahr 1828, das andere der Horrorfilm „Vampyr" von Carl Theodor Dreyers aus dem Jahr 1931, dessen schaurige Atmosphäre in Karlbauers ganz auf die imaginäre Kraft der Musik vertrauender Inszenierung den meisten Eindruck hinterlassen hat.

Ein stimm(höhen)sicheres Ensemble mit Roswitha Schreiner, Alisa Pearson, Ulla Pilz, Alexander Schmelzer und Gen Seto als Vampir-Zombie zelebriert dekadente Endzeitstimmung, die zwar wenig unterhaltsam, aber doch geeignet ist, einem genrefixierten Publikum neue Türen zu öffnen.

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