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Zitate genügen nicht

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Markus Kupferblum und sein engagiertes „Totales Theater“ landeten an ihrem ersten festen Spielort in Wien einen veritablen Flop.

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Markus Kupferblum und sein engagiertes „Totales Theater“ landeten an ihrem ersten festen Spielort in Wien einen veritablen Flop.

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Gerührt eröffnete Markus Kupferblum am Mittersteig sein Theater. Pionier der freien Oper, vielgefeiert im Ausland, seine Gesundheit und jegliche wirtschaftliche Überlegungen ignorierend, begann er die erste Saison mit einer gekürzten Fassung von Giuseppe Verdis „La Traviata“ in einem Arrangement Thomas Deczy.

Unbestritten waren da die Euphorie des Wiederbeginns, die stimmliche und darstellerische Faszination von Hauptdarstellerin Oxana Arkae- va, die Atmosphäre des vorhanglosen Theaters und das Engagement des jungen Ensembles.

Doch die illustrativen Clownerien im Hintergrund trugen nichts zur Spannung bei, die Texte der früh vollendeten Herta Kräftner waren zu viel für Assoziationen und zu wenig für einen dramaturgischen Zusammenhang.

Ob beabsichtigt oder nicht, diese Violetta liebt ihren stimmlich und darstellerisch unerfreulichen Partner Popo Saldana nicht, sondern nur sich selbst. Hier agierte jeder für sich und manche Kurtisane aus der dekadenten Festgesellschaft wie eine brave Gouvernante.

Problematisch ist auch Kupferblums Vernachlässigung der Musik — es erklang ein Arrangement, nicht Salonorchester und nicht Streicherbearbeitung und obendrein noch unsauber und unter Verzicht auf die Pause.

Woher kam der selbstherrliche Mut, Traviata zum Zitat zu deformieren?

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