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Blutvoll und schaurig-schön

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Allabendlich verwandelt sich derzeit die Bühne im Wiener Baimundtheater in ein schaurigschönes Transsylvanien. Blutrünstige Wesen fegen durch den Zuschauerraum, und wer nicht Knoblauch und Kruzifix dabei hat... Wer weiß? Was das Publikum außer einem gruseligen Vergnügen dort noch erwartet, ist eine bombastische Show mit Bockmusikklängen, professionelles Entertainment und wahrscheinlich ein neuer Musical-Hit: die Welturaufführung von Boman Polanskis „Tanz der Vampire”. Sein 1967 gedrehter gleichnamiger Film ging als eine der vergnüglichsten und originellsten Gruselkomödien in die Geschichte des filmischen Horrorgenres ein -eine Vorgäbe, der die Musical-Version nicht ganz folgen kann. Insbesondere der hintergründige Humor, die liebevolle Typenzeichnung und Polanskis filmischer Sarkasmus werden von einer gewiß perfekten und eindrucksvollen, aber die feinen Töne doch sehr überwuchernden Musicalmaschinerie erdrückt.

Die Geschichte ist dieselbe geblieben. Ein alter Professor und sein treuer Gehilfe gehen in den winterlichen Karpaten auf Vampirjagd und geraten in eine Familienfeier der Untoten, befreien das schöne Töchterlein des Dorfwirtes aus den Fängen eines unheimlichen Grafen und nehmen, so die Pointe, mit ihr, die bereits gebissen, das Böse mit in die Welt hinaus.

Mit sicherer Hand inszeniert, wird das Geschehen von bombastischer Bockmusik und sentimentalen Melodien des Komponisten Jim Steinmann umwoben, der sich, auf vergangene Erfolge zurückgreifend, wie den für Bonnie Tyler geschriebenen Hit „Total Eclipse of the Heart”, reichlich des eigenen QLuvres bedient. Lebendige Choreographien, manchmal an Michael Jackson erinnernd, von Dennis Callahan und die simplen, jedoch nie peinlichen Texte von Michael Kunze ergeben die erwähnte professionelle, vergnügliche Mischung.

Ein wahrer Schmaus bietet sich den

Augen. William Dudleys phantastisches Bühnenbild verdient besondere Erwähnung. Geglückt ist auch die Besetzung: Steve Barton beeindruckt in der Bolle des unheimlichen Grafen durch stimmgewaltige Präsenz und sichert sich durch gefühlvolle Darstellung des Vampirs die Sympathien des Publikums. Als mädchenhafte Sarah schwankt Cornelia Zenz zwischen dem jungen verängstigen Gehilfen Alfred (Aris Sas spielt Polanskis Filmrolle) und dem aristokratischen Verführer, während Georg Kranner einen herrlich versponnenen, skurillen Professor Abronsius verkörpert.

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