Des Ministers Steckenpferd

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Große Aufregung hat die Ankündigung des freiheitlichen Innenministers ausgelöst, in Wien eine berittene Polizei etablieren zu wollen. Eine Schnapsidee sei das, zu teuer, bei Demonstrationen gefährlich, den Pferden nicht zumutbar, sie würden die Straßen verschmutzen und beschädigen, sie müssten Windeln tragen und am besten auch Pantoffeln, also Plastikhufbeschlag. Tatsächlich liegt das Problem nicht im Vorschlag selbst, sondern in dem, der ihn macht. Und darin, wo er ihn macht. Kein vernünftiger Mensch wünscht sich einen Politiker der Lawand-Order-Fraktion, der Flüchtlinge in Lagern "konzentrieren" will, als Befehlshaber einer berittenen Truppe. Schon gar nicht in Wien, wo 1927 der berüchtigte Polizeipräsident Schober Polizisten hoch zu Ross mit blanken Säbeln gegen die demonstrierende Menge vorgehen ließ und so den Sturm auf den Justizpalast provozierte.

Sieht man, was nicht leicht ist, davon ab, ist gar nichts dabei. Von München bis New York leistet man sich in demokratischen Ländern berittene Polizisten, die mehr Präsenz und mehr Überblick aufbieten als etwa ihre Kollegen auf Fahrrädern. Pferde kann man trainieren, und schöne Tiere sind allemal eine Bereicherung für das Stadtbild und ihre Emissionen harmlos gegen die Verschmutzung durch Autos. In Grüngebieten und Fußgängerzonen, wo Streifenwagen oftmals negativ auffallen, wären Berittene ideal. Den Einsatz von Schlagstöcken gegen Demonstranten kann man (wie in Deutschland) einfach verbieten.

Und vielleicht hat des Ministers Steckenpferd ja einen therapeutischen Nutzen, und er kommt dann auf keine dummen Gedanken. Angeblich -ein Bubentraum? - will er reiten lernen. Das hat er auch nötig. Auf dem Foto vom Lokalaugenschein bei den Münchner Polizeireitern sitzt er im Sattel wie ein nasser Sack und benützt die Pferdedecke als eine Art Wickelrock.

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