Die Gladiatoren waren Profis im sportlichen Killen, hart im Training, hart im Geben und im Nehmen, Favoriten voll Berufsstolz. Da kommt dann plötzlich eine längst entfremdete Mutter, hochbrisant vor Ressentiments, und sagt: „Du bist der Sohn des ruhmreichen Arminius, ganz Germanien wartet auf einen neuen Führer, stelle dich an die Spitze!“ Thusnelda ist's, die so spricht. Der junge Gladiator, bereits in Rom geboren und in die Latinität hineingewachsen, widerstrebt der Umwandlung zum revanchistischen Recken, ihn interessiert der Triumph in der Arena viel mehr. Er lehnt glattweg ab. Daraufhin greift die Mutter selbst zum Schwert. Cavalleria Teu-tonica. Fazit: drei Tote und ein Moribundus, ausreichend für ein respektables Historiendrama vom alten Schlag wie Friedrich Halms Tragödie „Der Feehter von Ravenna“ mit einer Heroinenrolle, geradezu maßgeschneidert für die Wolter. Bei Licht, und zwar Freilicht, betrachtet erscheint die Hebung der in der Literaturgeschichte eingemotteten, mit zeitgebundenem nationa-
lem Gedankenballast befrachteten Antiquität aus den Tagen samtdrapierter Burgtheaterherrlichkeit als ein überflüssiger Akt theaterhistorischer Pietät. Verhalltes Kulissengetöse.
Draußen unter den dunklen Wipfeln sangen heurigenselig einige vorbeiziehende Bacchusjünger, während auf dem eingefriedeten Gelände hinter der Burg von Perchtoldsdorf mit offenbar Cinerama-Monsterschinken entlehnten Musikeinblendungen das Geschehen um deutsche Treue und welsche Schnödigkeit abrollte. Erich M. Wolf, ein sympathischer junger Mann, führte als Mini-Rott Regie. Schroff, selbstbewußt Gerhard Matten in der Titelrolle, Machtpolitiker vor der Stunde X: Hart Peters und Bernd PaHma. Eine von Lastern ausgelaugte Memme: der Caligula Walter Rieders. Profiliert Roland Corda als germanischer Guter Gesell. Fahrig, übersteigert Hilde Batice-Koller, mehr belfernde Böse Sieben als die überlebensgroße medeenhaft gezeichnete Weibsnatur Thusneldas.
