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Neue Schiene für Schiller

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Eine ungebärdige Horde schwarzgekleideter Burschen, sich lustig machend über den Anführer, der Versöhnung sucht mit seinem Vater, füreinander einstehend, wenn einer der ihren zu retten ist vor dem Galgen, knieschlotternd und Zuflucht beieinander suchend angesichts des drohenden Todes: So zeigt der junge Begisseur Matthias Hartmann seine „Bäuber”. Tatsächlich stehen ja sie im Mittelpunkt von Schillers Schauspiel und bieten in dieser Inszenierung wohl auch am ehesten Identifikationsfiguren für ein jugendliches Publikum.. (Diese Zielgruppe für Klassikeraufführungen am Burgtheater entkräftet in jedem Fall Einwände gegen heute leicht als unspielbar empfundene Werke.)

Für die Augen und Ohren jugendlicher Zuschauer tut sich jedenfalls einiges, von flügelschlagenden Baben über die überdimensionalen Buchseiten des Schillerschen Werkes als Skizzen der Schauplätze bis zum western-artigen Showdown in den Schlußszenen. Und die „Kanaille Franz” (Jan-Gregor Kremp), als Persiflage auf sämtliche Bösewichte angelegt, ist mehrmals für dröhnendes Publikumsgelächter gut, sei es, daß er seinen Verleumdungsbrief per Täub-chen auf den Weg schickt, sei es, daß er für den Todesboten Hermann den Souffleur mimt. Von Kremps dem TV-Understatement verpflichteter Diktion gar nicht zu reden.

Aber auch der „edle Karl”(Marcus Bluhm) packt am ehesten dort, wo Mitmenschlichkeit, „Einer für alle, alle für einen ”-Mentalität gefragt sind. Die bläßliche Geliebte Amalie (Anja Kirchlechner) bleibt weiterhin bläßlich, der alte Moor (Roman Kaminski) ist weniger hinfällig als üblich.

Vielleicht ist es gerade der Zug ins Parodistische, der uns, Zeugen allabendlicher TV-Greuel-Berieselung, noch ein solches Werk verkraften läßt.

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