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New York liegt an der Wiener U-Bahn

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Am 12. Mai hat am Wiener Volkstheater das Stück „New York. New York" von Marlene Streeruwitz seine österreichische Erstaufführung.

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Am 12. Mai hat am Wiener Volkstheater das Stück „New York. New York" von Marlene Streeruwitz seine österreichische Erstaufführung.

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Auch dieses Stück der 1950 in Baden bei Wien geborenen Autorin und Regisseurin bietet nicht leichtverdauliche Kost: „New York. New York" spielt in Wien, in der U-Bahnsta-tion Burggasse. Genauer gesagt, auf der Männertoilette dieser Station. Mit New York im wörtlichen Sinn hat das Stück nichts zu tun, höchstens im Kopf der Zuschauer. „New York. New York" ist ein Nachtstück, Zeitstück, Kunststück: vielseitig und vieldeutig.

Der Vorraum zur Altwiener Bedürfnisanstalt ist Touristenattraktion und gleich; zeitig Vorraum zur Unterwelt. Frau Hor-vath, die Klofrau, ist Herrscherin über ein unterirdisches Reich der Krüppel und Irren, der Huren und Stricher, der Zuhälter

und auch der Touri-

sten. Hinter einer kleinen Tür der Bedürfnisanstalt verbirgt sich ein Geheimnis: der liebe Herr Prometheus. Prometheus ist ein Rebell, ein ewig Geschundener in den Kanalkatakomben von Wien.

Und „Wien ist überall!" sagt die Streeruwitz dazu. Im Stück werden Shakespeare, Rilke und Schiller zitiert, aber Streeruwitz hat keinesfalls Bildungstheater geschrieben. Viel wesentlicher erscheint die abstrus-komische Gemeinheit des Wiedererkennbaren in dieser aus Kunst- und Realitätspartikeln sorgfältig aufgebauten Unterwelt. Regie führte Volkstheater-Direktorin Emmy Werner selbst, die sich im Gespräch nicht allzuviel über die Aufführung entlocken heß.

Auf die Frage, welche Probleme eine engagierte weibliche Theaterdirektorin in Wiens Kulturlandschaft hat, meint Werner völlig emotionslos: „Keine! Und wenn sie welche hat, dann sicherlich keine anderen als sie auch männliche Direktoren haben."

Was wünscht sie sich vor der Premiere des sicher nicht einfachen Streeruwitz-Stückes? Und für die Zukunft des Volkstheaters? „Publikum, Presse und mich selbst gleichermaßen zufriedenzustellen. Aber es ist nicht immer leicht, alle drei unter einen Hut zu bringen."

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