Fever Room - © Foto: Kick The Machine Films

Wenig philosophischer Abstieg in die Höhlen-Installation

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Der international gefeierte thailändische Filmregisseur Apichatpong Weerasethakul ist bekannt für seine langsamen, poetischen und assoziativen Filme. Die Welten, die er dem Kino dabei erschließt, liegen oft an der Grenze von Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit, Dies- und Jenseits. In Wien ist im Rahmen der Festwochen seine erste (und bislang einzige) Theaterarbeit zu sehen. „Fever Room“ ist eine radikale Bühneninstallation, ein figurenloses Theater des Lichts, mit der er sein Kino dreidimensional in den Theaterraum erweitert und dem Zuschauer ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse ermöglicht.
Zuerst werden die Zuschauer von mit Taschenlampen ausgestatteten Helfern durch das Theater an der Wien in einen stock­dunklen Raum geleitet, wo sie am Boden Platz nehmen. Vom Schnürboden senkt sich langsam eine Leinwand, auf der zunächst dokumentarisch anmutende, von einer Frauen- und Männerstimme aus dem Off begleitete Filmaufnahmen zu sehen sind: ein Pavillon, Bananenbäume, spielende Hunde, Blicke auf die Weite des Meeres, Flussfahrten über den Mekong. Nur dem Kenner erschließt sich, dass es sich um eine Art Weiterschreibung des Films „Cemetery of Splendour“ handelt, der von Soldaten mit einer mysteriösen Schlafkrankheit erzählt.
Dann senkt sich eine zweite Leinwand über die erste, bald rechts von den Zuschauern eine und links eine weitere. Mit den Bildprojektionen steigen wir ins Dunkel einer Höhle hinab, die voll mit geheimnisvollen Zeichnungen und Skulpturen ist, Spuren vergangenen Lebens. Bis da ist „Fever Room“ eine Filminstallation, die so auch im Kunstkontext gezeigt werden könnte. Das ändert sich nach etwa der Hälfte der 90 Minuten. Nun hebt sich der Vorhang, der bis jetzt den Blick in den Zuschauerraum des Theater an der Wien verstellt hat. Feuchtigkeit dringt herüber, es scheint zu regnen, vage sind die Logen in der Tiefe des Raumes zu erkennen, bis auf einmal ein Lichtstrahl auf die geblendeten Betrachter zuschießt.
Was sich nun entfaltet, ist eine überwältigende Show aus Licht und Nebel, begleitet von einem dröhnenden, dunklen Sound. Weerasethakul modelliert Schächte und runde Tunnel, Spiralen und Schlünde, die den Betrachter zu verschlingen drohen. Dann wieder trennen unsichtbare Farbwände den Raum, mal vertikal, dann horizontal, dann wieder sind menschliche Schatten im Nebel auszumachen, bis alsbald alles ins Rotieren gerät, dass einem schwindelig wird. Aber letztendlich ist dieses Theater des Lichts weder mystisch noch poetisch noch von sakralem Ernst, sondern nicht viel mehr als ein schöner Effekt.

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