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Von der Wiederverwertbarkeit zur Anonymität der Kunst

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Josef Trattners Schaumstoff-Objekte irritieren durch die Variabilität des Stoffes, starre Ummantelungen begrenzen das unberechenbare Eigenleben des ungewöhnlichen Materials.

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Josef Trattners Schaumstoff-Objekte irritieren durch die Variabilität des Stoffes, starre Ummantelungen begrenzen das unberechenbare Eigenleben des ungewöhnlichen Materials.

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In der Galerie CULT, einem Ausstellungsraum, der von einer jungen Künstlervereinigung selbst verwaltet wird, präsentiert Josef Trattner eine vielteilige Raum-Installation, deren Einzelteile auch eigenständig leben könnten. In Proportionen und Beziehungsrastern geht der Künstler auf vorgegebene Dimensionen ein, spielt zugleich jedoch mit der Veränderbarkeit und Variabilität — nicht zu verwechseln mit Beliebigkeit - des Stoffes, aus dem seine Werke sind.

Josef Trattner arbeitet seit einiger Zeit mit Schaumstoff, einem billigen, wiederverwertbaren Material, das in seinem Aggregatzustand, seinem Volumen, seiner Form nur schwer faßbar ist. Schaumstoff ist leicht von jedermann verformbar - man kann ihn eindrücken, bei Nachlassen des Druckes springt er sogleich wieder in seine alte Form zurück.

Als hätte der Künstler Angst vor diesem fast unberechenbaren Eigenleben des Materials, setzt er ihm Grenzen, baut ihm starre Ummantelungen, kerkert es ein. So betreibt er ein schier lustvoll sadistisches Spiel mit Angebot und Entzug.

Der Künstler läßt sein Material nach dem bewußten Erleben im Raum industriell wiederverwerten.

Damit führt er eine Entwick lung des frühen 20. Jahrhun derts - nämhch die Erhebung vorgefundener, weggeworfene: Dinge durch Künstler des Da daismus und Surrealismus in die Sphäre der Kunst - zur HOCH sten Konsequenz, nämlich zu Entlassung desselben in die Ano nymität, in die Wertlosigkeit.

Nur für den Augenblick wil Josef Trattner seine „geschäum ten Sofas" in niederösterreichi sehe Barockschlösser setzen: e nennt diese Aktion „ baroque ii progress".

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