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Von Goya bis Brus

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Wie kaum ein anderes Medium ist die Druckgrafik geeignet, künstlerischen Anspruch mit politisch-sozialer Aussage zu verbinden. Im Grazer Kulturhaus sind derzeit Grafik-Zyklen der bedeutendsten Künstler von Goya bis Du-buffet zu sehen, die gerade diese Verbindung überzeugend demonstrieren.

Mit ätherischem Strich zeichnet Henri de Toulouse Lautrec die Frauen in den Cabarets, verwüstete Gesichter, überschmink-tes Leid. Dagegen stehen Max Klingers Zukunftsvisionen für Eva: Aus dem Paradies verstoßen erwartet sie der Tod, der die Menschheit zerstampft. Max Reckmanns in die Gegenwart verlegte Kreuzabnahme, einige Rlätter aus Alfred Kubins grausigen „Sieben Todsünden”, kontrastiert von Kokoschka-Rlättern von hintergründigem Witz: Dieser Meister des psychologischen Porträts erfaßt mit spitzem Stift die Posen einer Kon-zertbesucherin.

Karl Rössings Satire ist mittlerweile von der Realität überholt: Er zeichnet einen Fotoreporter bei einer Hinrichtung. Heute finden solche Ereignisse bereits vor der und für die TV-Kamera statt. Eine andere seiner Visionen ist noch nicht verwirklicht: Sein Kunstkritiker läuft auf Rollschuhen durch die Ausstellung.

In seinen Radierungen „Zirkus” überträgt Georges Rouault seinen typischen breiten Pinselstrich auf die Grafik, Käthe Kollwitz führte den Zyklus „Ein Weberaufstand” in zwei verschiedenen Techniken aus, als Lithographie und als Radierung. Keine ästhetisierende, heile Welt wird in dieser Ausstellung gezeigt, es sind scharfe Zustandsanalysen. (Ris 6. August)

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