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„Der Scheiterhaufen”

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Experiment am Lichtenwerd: Für sein Intima Teatern schrieb August Strindberg 1907 vier Kammerspiele. Die Idee, ein weniger bekanntes davon durch die im Kellertheater bedingte Beschränkung auf das Wesentliche, auf scharfe Akzentuierung vom symbolisch übersteigerten Naturalismus zu lösen, war zu begrüßen. Sicherlich ist „Der Scheiterhaufen” mit so manchen Klischees und pathetischen Verstiegenheiten kein geniales Werk, aber ein interessantes und von der Dramtiker- pranke eines Meisters geformtes. Gier, Verlogenheit, Haß, Betrug und Ahnungslosigkeit als menschliche Register — die Einsätze der Partie Leben sind hoch, Sühne und Reinigung die Hoffnung. Das Feuer ist eine symbolische Himmelsmacht. Es war eine schwierige Aufgabe, dieses zwiespältige Stück zu inszenieren. Der Regisseur, Prof. Vagn Borge, Strindberg-Forscher und Theaterwissenschaftler, löste sie letztlich im Sinne des Dichters: „Das bedeutungsvollste Motiv in konzentrierter Form”. Eine Vision fragmentarischen Charakters wird überzeugend in Stimmung umgesetzt, das Inferno pausenlos gespielt, Karl Kraus als Anwalt des Unfaßbaren aufgerufen. Die Sache glückt, und das notwendig Unvollkommene ist nicht von Bedeutung. Strindberg würde sich wundem, hätte aber nichts dagegen. Auch schauspielerisch steht der Abend eindeutig über dem Durchschnitt. Von den Projektionen Willy P. Eggers gefällt zwar nur die Hälfte, die andere ist aber samt dem Bühnenbild um so besser.

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