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Schüler forschen

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Die nordburgenländische Gemeinde Kittsee hat Sichtkontakt zu Preßburg, der Hauptstadt der Slowakei. Hier gibt es eine Hauptschule, in der Kindern mehrerer Sprachen, auch solchen aus dem Nachbarland, Unterricht erteilt wird, also Grenzgängern. Die Multikulturalität zu bewältigen, war den Lehrern und der Direktorin aber noch nicht ausreichend.

Daß sich in Kittsee bis 1938 eine große und angesehene Judengemeinde befunden hat, war der Anlaß, sich mit der eigenen Vergangenheit und dem Schicksal der vertriebenen und deportierten Mitbewohner zu beschäftigen. Kinder lernen Kultur, Sprache, Religion und Brauchtum ihrer vertriebenen jüdischen Mitbürger kennen und fragen: Wohin sind sie gekommen, wo sind sie geblieben? Junge Leute begeben sich auf Spurensuche und drücken mit ihren Worten, mit ihren Projektergebnissen den Schock darüber aus, was sie da - forschend - erfahren und wie groß das Grauen gewesen ist, von dem man ihnen pauschal im Geschichtsunterricht erzählt hat, dessen entsetzliche Konkretheit ihnen jedoch vorenthalten wurde.

Eine Ausstellung, die nicht dieses „Betroffenmachen' erreichen will, sondern erklärt, wie namentlich gesuchte Menschen: die Hausner, die Beisner, die Hecht, die Morgenstern ... als Opfer wiedergefunden werden. In Form von Janrzeittäfelchen begegnen sie uns wieder, als datierte Sterbefälle, als Emigranten mit einer neuen Heimat. Die Kinder aus Kittsee wissen nun, was „Endlösung” bedeutet, sie haben das eigene Bewußtsein verändernde Erfahrungen gemacht. (Bis 26. Oktober)

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