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Stimmen aus dem „Melting pot"

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Die „Rassenfrage" in den USA aus der persönlichen Sicht weißer wie schwarzer Ameriltaner thematisiert Studs Terltel in seinem Buch „Die sind einfach anders".

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Die „Rassenfrage" in den USA aus der persönlichen Sicht weißer wie schwarzer Ameriltaner thematisiert Studs Terltel in seinem Buch „Die sind einfach anders".

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Studs Terkel beschränkt sich dabei auf Chicago, die Zuwanderermetropole und „Himmlische Stadt', für die seit dem Ersten Weltkrieg von den Plantagen des Südens in den Norden abgewanderten Afroamerikaner. Mit seinen rund 100 Interviews gibt der Pionier der „Oral History" Einblick in die Entwicklung der Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß - von den bürgerrechtsbewegten sechziger Jahren bis in die Gegenwart.

Maimer und Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten sprechen über Politik, die Arbeits-Dlatzsituation und Verelendung er schwarzen Wohnvierteln ebenso wie über persöiüiche Beziehungen zu Mitgliedern der anderen Rasse. Viele Interviewte blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Bei den älteren Schwarzen wird jedoch oft Resignation bemerkbar, die Jugendlichen sind wiederum verstrickt in Verzweiflung und Haß.

Schuldgefühle plagen hingegen viele Weiße, die nicht von ihren Vomrteilen und Ängsten loskommen, während die Jugend vielfach sowohl Schuldgefühle als auch Wiedergutmachungsversuche wie die Quotenregelung ablehnt. Die Interviews zeigen, daß persönliche Kontakte Ressentiments verringern. Das führt aber oft zu Widersprüchlichkeiten: die eigenen Bekannten stellen dann „die Ausnahme" dar.

Eine Analyse der komplexen Ursachen für Rassismus versucht dieses Buch nicht. Es sind die alltäglichen Spannungen im „Mel-tingpot" USA, die hier ihren Ausdruck finden. Leider ist die Anordnung der Gespräche nicht klar. Auch beschränkt sich das Buch implizit auf den Konflikt zwischen Schwarz und Weiß, was im Zeitalter der „political correctness" ziemlich kühn ist. Trotzdem ist das Buch ein neuer Diskussionsanstoß. Schließlich ist die Rassenfrage,, wie einer der Interviewten, ein 80jähriger weißer Rechtsanwalt, treffend bemerkt, auch heute noch „im Leben der Amerikaner allgegenwärtig."

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