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Welt ohne Gewissen

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Graubraun und düster ist das Leben für die Ausgestoßenen auf dem Friedhof, zu denen die unglückliche Mutter zweier Buben stößt, die durch Schuld der Ärzte den Tod fanden. In ihren Träumen erscheinen diese ihr, trotzdem begegnet die Mutter nicht in rasendem Zorn, sondern mit herzzerreißendem Wehklagen den aus der Ewigkeit auftauchenden Erinnyen, die- als skurrile Weiber gezeichnet ™ Gericht halten wollen.

Nicht am Tribunal über die Verantwortlichen liegt der Unglücklichen, sondern am Eingeständnis der Schuld, an der Bitte um Verzeihung. Aber weder der König, noch seine Ratgeber, noch die Anwälte, noch die Ärzte selbst zeigen Einsicht, nur eine einsame Ärztin bleibt, deren rechtzeitige Warnungen vor HlV-infizierten

Blutkonserven in den Wind geschlagen worden waren. Angst, Scham und Gewissen gelten nichts mehr in dieser Welt, der Staudammm oberhalb des Friedhofs wird auf Befehl der Mächtigen gesprengt, die „Unbequemen” sind damit beseitigt.

So banal wie sie sich liest, so banal ist auch die Geschichte um den politischen Skandal mit aidsinfiziertem Blut, das in Frankreich insbesondere auch Bluterkindern verabreicht wurde. Sosehr berechtigt die Anklage ist, so hohl und pathetisch klingt dies auf der Bühne. Trotz symbolistischer Einkleidung und der Einführung mythischer Gestalten trägt der Text nicht. Natürlich fesseln die meisterhaften Masken und Kostüme, natürlich fasziniert die Musikuntermalung auf den fremdartigen Instrumenten. Schade um kreative Kapazität und schauspielerischen Einsatz.

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