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25 Jahre alter „neuer“ Steffel

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Der publikumswirksame Titel „Da schaut der Steffel lächelnd auf uns nieder“ ließ Sentimentalität befürchten. Was geboten wurde, war eine kultivierte Gestaltung von künstlerischem Niveau, die den anspruchsvollen Namen Femseh- Feuilleton durchaus verdient. Der Steffel ist hier nicht das Symbol eines Klischeebildes, sondern der besten Seite des österreichertums. Ein Bekenntnis zu Tradition und Geschichte, unaufdringlich und darum um so überzeugender. Daß der Autor Kurt Dieman besonders die Musik als Gestaltungsmittel einzusetzen weiß, ist nicht verwunderlich. Die Auseinandersetzung zwischen der Hitlerjugend und der Welt des Glaubens ist in einem Ineinanderschnitt vonNaziliedem und Hallelujagesang unter völligem Verzicht auf optische Nachgestaltung der historischen Szenen um das Randalieren Jugendlicher vor dem Erzbischöflichen Palais in erschütternder Weise zum Ausdruck gebracht. Wer 1938 und 1945 selbst miterlebt hat, wird dadurch zutiefst berührt. Ob die junge Generation das auch verstanden hat? Aber vielleicht ist gerade das der richtige Weg, von den Tagesereignissen weg zum Allgemeingültigen auch und gerade der sogenannten „Zeitgeschichte“ vorzustoßen, die ja längst ein Teil der Geschichte ist. Allerdings hätte man Kardinal Innitzer wenigstens einmal im Bild zeigen können.

Doch das Entscheidende ist diesem TV-Füm gelungen: geistige Auseinandersetzungen, religiöse Werte in eine Einheit von Bild und Ton umzusetzen. Nicht der laute Jubel eines Jahrestages, sondern die Besinnlichkeit wurde zum tragenden Element - was nicht nur dem Sendetermin in der Karwoche entspricht.

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