„Wozu lernte er auswendig, wie man Austern aß, wenn er noch nie welche gesehen hatte?“ In dieser durchaus berechtigten Frage liegt das existentielle Grundproblem des Georg Klein beschlossen, der Hauptfigur in Gernot Wolfgru-bers neuem Roman „Niemandsland“. Georg ist ein strebsamer junger Hilfsarbeiter, der in einem Provinznest lebt und aus diesem wie aus seinem proletarischen Lebensraum auszubrechen sucht, um eine Position in den höhen Gesellschaftskreisen zu erlangen.Auf dem anstrengenden Weg in die Hauptstadt kann er bedeutende Anfangserfolge erzielen. Im ersten Glücksgefühl
Der Herbst ist gekommen, die Zeit der bunten Gegensätze! Der empfindsame Naturliebhaber kann nun, auf Rilkes Spuren, die fruchtvollen Fluren durchstreifen, die losgelassenen Winde spüren und sehen, daß „Die Blätterfallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten.“ Der Bücherfreund hingegen bleibt in der Stadt, wandert von Buchhandlung zu Buchhandlung und stellt befriedigt fest: „Der Lenz ist da.“ Diese Feststellung gilt weniger dem neuen Lenz-Roman „Heimatmuseum“, als vielmehr der merkwürdigen Tatsache, daß das Literaturgeschäftsleben nicht dem
Die Stadt der Zukunft - wird sie aus seelenlosen Wohntürmen und ausgedehnten Satellitenstädten bestehen, wird sie von lebensfremden Utopien oder von umweltfreundlichen Ideen gestaltet? Werden wir den lawinenartig anwachsenden Verkehr einigermaßen in den Griff bekommen oder dem Moloch Auto noch mehr von unserer Wohn- und Lebensqualität opfern? Probleme, die ein Fernsehfilm mit Helmut Schwarzbach gut ins Bild brachte: mit einem Bericht über die Musterstadt Wulfen am Rande des Ruhrgebietes, mit abschreckenden und positiven Beispielen, besonders in der Diskussion zwischen einem Architekten,
Die Wiener Kammeroper, die heuer ihre 25. Sommersaison veranstaltet, hat mit Paisiello eine glückliche Hand. Wurde im Vorjahr am Fleischmarkt „II Re Teodoro“ erfolgreich ausgegraben, so ist diesmal im Schloßtheater Schönbrunn „Der Barbier von Sevilla“ an der Reihe, eine ebenso verdienstvolle Aufgabe. Paisiellos Barbier, ein echtes Meisterwerk der Operngeschichte, hatte nach seiner Uraufführung die europäischen Musikstätten erobert, bis er zu Unrecht durch Rossinis Vertonung desselben Beaumarchais-Stoffes verdrängt wurde und erst in den letzten Jahren eine Renaissance erlebte.
ö 1 brachte das Hörspiel „Eine Schlinge aus Luft“ von FURCHE- Redakteur Hellmut Butterweck, das in engagierter Weise das Thema Justizirrtum behandelt: Ein Schuldloser wird auf Grund von mehr als fragwürdigen Indizien wegen Mordes verurteilt - von einem schwachen Pflichtverteidiger praktisch im Stich gelassen, vom Justizapparat ziemlich unsanft angefaßt. Die grundsätzliche Problematik des Indizienprozesses, die Schwierigkeit zuverlässiger Zeugenaussagen, das Verhalten des Angeklagten, der seine Schuldlosigkeit beweisen soll, dabei die Nerven verliert und sich erst recht verdächtig
Zwei Gäste aus Persien musizierten mit den Niederösterreichischen Tonkünstlem in Wien. Ali Rhabari dirigierte mit viel Temperament und Gefühl für Klangdifferenzierung „Don Juan“ von Richard Strauss sowie Gottfried von Einems Orchestersuite „Dantons Tod“. Abschließend folgte eine eigene Komposition, „Persische Musik um G“. Rhabari hat in Wien bei Einem Komposition studiert. Seine Musik ist melodisch und rhythmisch ansprechend und zeigt reizvolle folkloristische Anklänge. Hervorragend die Pianistin Novin Afrouz, die das 2. Klavierkonzert in A-Dur von Franz Liszt nicht nur
Die vielgerühmten fünf Programme des ORF machen dem selektierenden Seher-Hörer das Leben schwer. Es gibt tatsächlich Leute, die sich das, was sie sehen oder hören wollen, aus den Programmankündigungen aussuchen. Vielleicht sind das nicht immer die Sendungen mit den höchsten Teilnehmerfrequenzen, aber wahrscheinlich betrifft es die, „schweigende Minderheit” derer, die etwas mehr als Durchschnittsunterhaltung haben wollen, ob mit oder ohne Bild.Sonntag abends lief in FS 2 der „Bücherbasar” und, ebenfalls genau um 20 Uhr, begann aufö 1 unter dem Titel „Politische Manuskripte”
Bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele hat der Dichter und Staatsmann Lėopold Senghor einen schönen Gedanken ausgesprochen: Österreich biete durch seine Vergangenheit die ideale Voraussetzung einer Weltkultur. Das ehrt uns, sind wir uns doch unseres reichen Erbes im Sinne eines geistig-kulturellen A.E.I.O.U. im allgemeinen viel zu wenig bewußt. Drei Namen österreichischer Künstler nannte hier Senghor: Mozart, Rilke und Hundertwasser. Bei Mozart wird ihm die ganze Welt zustimmen, Rilke mag dem feinsinnigen Dichter Seelenverwandtschaft bedeuten, wenn er auch vielen - vielleicht also
Große Oper am Sonntagvormittag bei den Philharmonikern im Musikverein: in einem Galakonzert zugunsten „Kampf dem Krebs“ spielten sie unter Claudio Abbado Verdi, Rossini, Wagner und die Tondichtung „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss. Als Solisten hatten sie sich einen der besten Sänger geholt, der im Haus amRing zu hören ist. Nicolai Ghiaurov vermochte in seinen beiden Paradearien (als König Philipp in „Don Carlos“ und als Basilio im „Barbier • von Sevilla“) ebenso zu überzeugen wie mit der Cavatine aus der Oper „Aleko“ von Rachmaninow. Die Schönheit dieser
Der publikumswirksame Titel „Da schaut der Steffel lächelnd auf uns nieder“ ließ Sentimentalität befürchten. Was geboten wurde, war eine kultivierte Gestaltung von künstlerischem Niveau, die den anspruchsvollen Namen Femseh- Feuilleton durchaus verdient. Der Steffel ist hier nicht das Symbol eines Klischeebildes, sondern der besten Seite des österreichertums. Ein Bekenntnis zu Tradition und Geschichte, unaufdringlich und darum um so überzeugender. Daß der Autor Kurt Dieman besonders die Musik als Gestaltungsmittel einzusetzen weiß, ist nicht verwunderlich. Die Auseinandersetzung
Weihnachtliche Freudenstimmung bescherte die „Musikalische Jugend“ mit drei Aufführungen von Bachs Weihnachtsoratorium im großen Konzerthaussaal - zweifellos Höhepunkt der Wiener musikalischen Vorweihnachtszeit. Unter der umsichtigen Leitung und sorgfältigen’Einstudierung von Günther Theuring mit dem wie immer ausgezeichneten Jeunesse- Chor, einem aus Mitgliedern der Wiener Orchester (mit Phüharmonikern und Symphonikern) zusammengestellten Kammerensemble und einem jugendlichen Solistenquartett. An der Spitze Edita Gruberovd in der (wenn auch leider umfangmäßig kleinen)
Ohne neue Finanzspritzen ist Österreichs Krankenversicherung bis 1978 pleite. Derzeit streiten sich die Verantwortlichen: die einen verlangen Zuschüsse vom Bund, die anderen vom Land, daneben wird über einen Spitalschilling und über eine allgemeine Erhöhung der Kassenbeiträge diskutiert.Vorschläge in bunter Vielfalt, die die kranken Kassen nur immer kränker machen würden. Wirksame Therapien werden seit Jahren aufgeschoben, denn die Medizinmänner könen sich nicht einigen.Eine echte Sanierung müßte bei der Kostensenkung anfangen. An erster Stelle wäre eine Reorganisation der
Der designierte Sozialminister Weissenberg hat einige Vorschläge zur Reform des Krankenkassenwesens zur Diskussion gestellt. Darunter so einschneidende Dinge wie eine Abschaffung des Krankenscheins in der bisherigen Form. Statt dessen soll sich der Versicherte für ein halbes oder ganzes Jahr bei einem Arzt in eine Liste eintragen. Dieses System (nach dem Vorbild Hollands) soll den Mißbrauch verhindern, der mit Krankenscheinen getrieben werden kann.Verhindert würde aber dadurch zunächst nur die freie Arztwahl, wenn ein Patient etwa ein ganzes Jahr lang gebunden ist und den Arzt nicht
Vor dem langen Marsch der Unken Ideologen durch die Begriffe warnt schon seit mehreren Jahren einer der besten Formulierer auf nichtsozialistischer Seite, der CDU-Generalsekretär und ehemalige Hochschulprofessor Biedenkopf. Dieser lange Marsch ist nun keineswegs eine Spezialität von Radikalen.Ein Musterexemplar für unauffällige Manipulation von Begriffen hat vielmehr vor kurzem eine demoskopische Rundfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) über die noch vorhandene Virulenz von NS-Ideologie in der österreichischen Bevölkerung geliefert. Die SWS ist eine den
„Der Staat soll nicht nur für eine begrenzte Schicht der Gesellschaft die Risken des Daseins übernehmen. Diese Unterstützung muß auf alle Erwerbstätigen ausgedehnt werden, die mit ihrer Erwerbstätigkeit zur Finanzierung der Staatsausgaben beitragen“, formulierte der Sozialversicherungsexperte Professor No-vak im September 1975. Die Erläuterungen zur 32. ASVG-Novelle, welche vor kurzem den Nationalrat passierte, zitieren ihn wörtlich. Tatsächlich enthält dieses Zitat die Quintessenz der Novelle. Wir sind damit dem staatlichen Gesundheitsdienst und der Volkspension nach