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Der Barbier von Paisiello

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Die Wiener Kammeroper, die heuer ihre 25. Sommersaison veranstaltet, hat mit Paisiello eine glückliche Hand. Wurde im Vorjahr am Fleischmarkt „II Re Teodoro“ erfolgreich ausgegraben, so ist diesmal im Schloßtheater Schönbrunn „Der Barbier von Sevilla“ an der Reihe, eine ebenso verdienstvolle Aufgabe. Paisiellos Barbier, ein echtes Meisterwerk der Operngeschichte, hatte nach seiner Uraufführung die europäischen Musikstätten erobert, bis er zu Unrecht durch Rossinis Vertonung desselben Beaumarchais-Stoffes verdrängt wurde und erst in den letzten Jahren eine Renaissance erlebte. Der Vergleich beider Werke ist für den Opernfreund äußerst reizvoll, beide sollten ihren Platz auch an unseren größeren Häusern haben und behalten. Eine echte Volksoper für ein breiteres Publikum.

Die Aufführung zeugt von Spielfreude und Singtalent eines jungen

Ensembles, in dem der exotische Charme des Figaro Chigusa Tomita durch den Doktor Bartolo Karl Dum-pharts übertrumpft wird - die reifste Leistung des Abends. Murray Dickie führt Regie, die feste Hand des Opernroutiniers sorgt für eine lebendige Inszenierung. Für das Bühnenbüd zeichnet wieder Gerhard Janda, der mit sparsamen Mitteln eine originelle Idee - die Mauern des Hauses sehen wie Jalousien aus, hinter denen der eifersüchtige Onkel sein Mündel einsperrt, durch die man aber hindurchsehen kann, geschickt in den gegebenen Bühnenraum einpaßt. Am Dirigentenpult hat Christo Stanischeff gute Arbeit geleistet. Wenn dem Ganzen etwas abgeht, so ist es die Spritzigkeit, die Italienitä. Aber der zauberhafte Rahmen des barocken Schloßtheaters stimuliert die Künstler ebenso wie das Publikum.

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