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In dubio pro reo

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ö 1 brachte das Hörspiel „Eine Schlinge aus Luft“ von FURCHE- Redakteur Hellmut Butterweck, das in engagierter Weise das Thema Justizirrtum behandelt: Ein Schuldloser wird auf Grund von mehr als fragwürdigen Indizien wegen Mordes verurteilt - von einem schwachen Pflichtverteidiger praktisch im Stich gelassen, vom Justizapparat ziemlich unsanft angefaßt. Die grundsätzliche Problematik des Indizienprozesses, die Schwierigkeit zuverlässiger Zeugenaussagen, das Verhalten des Angeklagten, der seine Schuldlosigkeit beweisen soll, dabei die Nerven verliert und sich erst recht verdächtig macht, werden überzeugend herausgearbeitet. Ein Gespräch zwischen Richtern stellt die Frage in den Raum, was schwerer wiege: einen Schuldlosen zu bestrafen oder einen Schuldigen freizusprechen und die Gesellschaft weiter schädigen zu lassen. Der Autor tritt kompromißlos für den Grundsatz „In dubio pro reo“ ein. In das Stück eingeblendete Kurzmeldungen über aufgedeckte Justizirr- tümer wirken erschütternd. Es sind keine Erfindungen, sondern historische Fakten. Hellmut Butterweck hat sich jahrelang mit diesem Problem befaßt und Material gesammelt. - Kein bequemes Thema, kein leichtes Stück, doch eine packende Absage, psychologisch und dramaturgisch gut gestaltet.

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