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3. März: „Lostag“ Purim

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Der freudige Charakter dieses Festes erinnert an den christlichen Karneval am Ende des Faschings, hat aber eine ganz andere Entstehung. Die Entstehungslegende dieses am 14. Adar gefeierten jüdischen Festes ist im biblischen Buch Ester enthalten, das in Persien spielt. Es wird vom Plan eines gewissen Ha-man berichtet, die Juden im Perserreich zu vernichten. Dieses Vorhaben wird jedoch durch die Initiative des Mor-dechai und der beim König einflußreichen Ester verhindert. Uber Haman und seine Söhne wird vom König die Todesstrafe verhängt.

In einem Rundschreiben macht es Mordechai allen Juden zur Pflicht, diesen „Lostag“ (Purim =: Los) im Gedenken an die Errettung alljährlich am 14. und 15. Adar durch ein Fest zu begehen (Est 9,20-21). In den Synagogen wird bei diesem Anlaß aus der Esterrolle gelesen. Die Bücher, die den Text des Buches Ester enthalten, sind mit bildlichen Darstellungen der geschilderten Begebenheiten geschmückt. Wenn bei der Lesung der Name Haman vorkommt, ist es den Kindern in der Synagoge gestattet, allerlei Lärm zu machen. So finden dabei auch Ratschen Verwendung, um den Namen dieses Bösewichtes und Feindes der Juden zu übertönen, der letzten Endes seiner verdienten Strafe zugeführt wurde.

An diesem Fest kostümieren sich die Kinder, und es ist auch üblich, Geschenke zu schicken (=: Mischloach Ma-tanot) und überhaupt Wohltätigkeit zu üben. Die Festesfreude hat ihre psychologische Wurzel in der Hoffnung auf Befreiung aus der Bedrängnis der Diasporasituation, die in ihrem Kern immer der zur Zeit des Mordechai und der Ester gleicht. Haman ist zur Symbolfigur des grausamen Bedrückers der Juden schlechthin geworden, worauf auch der gelegentlich geübte Brauch zurückgeht, ihn in Form einer Puppe zu verbrennen. Die Hausfrauen erfreuen an diesen Festtagen ihre Familien mit speziellem Backwerk.

Bisherige Beiträge zu jüdischen Festen erschienen 1987 in den FURCHE-Ausgaben 38 bis 42 sowie in 51/52.

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