Wien, Februar 1934. Die Beset-zung des Karl-Marx-Hofes. "Ich habe mich gewundert, warum die Toten nicht weggeschafft werden, ... plötzlich verstand ich, daß die Leute hinter den Fenstern mit gespannten Abzügen und gespannten Nerven warteten, während ich hier unten herumtanzte, mit meiner Kamera, und fotografierte".
Pressefotografie von Harald P. Lechenperg. Der Bildband zeigt Fo-tografien der Jahre 1929-1937. Sie dokumentieren eine Zeit stürmi-scher Entwicklung der Reportage-fotografie durch die erste Hochblüte des Illustriertenmarktes. Als Son-derberichterstatter der "Berliner II-lustrirten Zeitung" bereiste der heute 86jährige Lechenperg Indien, Arabien, Afrika und die USA. Die dabei entstandenen Bilder -ließen ihn zu einem Mitgestalter moderner Reisefotografie werden.
Kurt Kaindl ist mit diesem Bild-band das Porträt Lechenpergs ge-lungen und er dokumentiert Foto-journalismus. Dazu tragen nicht nur aufschlußreiche Bildtexte bei. Vor allem wird der ursprüngliche Ver-wendungszusammenhang der Ein-zelbilder gezeigt, indem ihnen die Reproduktionen zeitgenössischer Reportagen in den Illustrierten ge-genübergestellt werden.
Ein fotohistorisch interessantes Buch, das auch einen Abschnitt journalistischer Entwicklungsge-schichte vor Augen führt.
HARALD P. LECHENPERG. Pionier des Fotojournalismus 1929-37. Von Kurt Kaindl. Edition Fotohof im Otto Müller Verlag, Salzburg 1990.127 Seiten, 150 SW-Abbildungen, öS 248,-.
