Den nicht gerade glanzvollen Schlußakt der Sommerszene in Salzburg setzte die französische Gruppe „Roc in Liehen" mit ihrer Performance „Grenadier Weaver". Der gleichnamige afrikanische Webervogel sollte wohl mit seiner Leichtigkeit und Verspieltheit der Aufführung als Vorbild dienen, zumindest war Vertikal Danse angesagt, geworden ist es ein nur optisch und musikalisch anspruchs- volles Spektakel. Die Tänzer Laura de Nercy, Genevieve Mazin und Bruno Dizien tanzen zunächst ziem- lich ermattet in der Horizontale der Bühne und beginnen dann langsam sich an drei Freestylekletterwän- den hochzuarbeiten. Viel von einer neuen Dimension des Tanzes war nicht zu erleben, Wände Auf- und Abklettern bleibt im Endeffekt doch zweidimensional, eingeschränkt durch die Notwendigkeit, sich mit mindestens zwei Extremitäten an der Wand festzuhalten. Ein interes- santes Kernthema, das ziemlich überdehnt wurde.
Was passiert, wenn man perfekte Bühnentechnik mit präzise fokus- sierenden Scheinwerfern und opti- mal angeordneten Zuschauerplät- zen wegläßt, konnte man bei einem mitternächtlichen Act von „Roc in Liehen" und der Gruppe „ Vorgän- ge" erleben. Im Toscaninihof, be- grenzt von Mönchsbergwand und Festspielhausrückseite, wurden unter dem Titel „Wicked Gravity" von zwei Amazonen zwei Schim- mel vorgeführt, auf einem Vor- sprung der Holzmeisterstiege wur- de von Ulrike Pilz eine Arie vorge- tragen, eine Nachtwandlerin balan- cierte auf einem Sims des kleinen Festspielhauses, ein Mann stürzte mehrmals aus einem Fenster. Spek- takulär war lediglich der Abgang zweier „Roc in Liehen"-Tänzer: Vertikal, die Wand des Festspiel- hauses unter den Füßen, sich absto- ßend und um die eigene Achse ro- tierend - endlich die gemeine Schwerkraß aufgehoben! Verstärkt dadurch, daß die Halteseile durch die geschickte Beleuchtung wirk- lich einmal unsichtbar waren. Mit der Bezwingung von Wänden allein läßt sich aber kein abendfüllendes Theater machen.
