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Ach diese ,Frauenbücher'!

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Urlaub. Tapetenwechsel. Kofferpacken. So wenig wie möglich mitnehmen, aber den größtmöglichen Effekt erzielen.

Ich greife nach zwei Büchern, Romane, sogenannte Fraüenbü-cher. Die Klappentexte versprechen Niveau, Sprachschönheit, kunstvolle Naturschilderungen, Spannung, Liebe. Von allem etwas.

Also gut. In den Koffer damit.

Ich habe beide Bücher in zwei Tagen gelesen und warte auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch auf das Außergewöhnliche, Uberdurchschnittliche, das der Klappentext verspricht, ich bin noch immer nicht erstaunt und erschüttert und verstehe noch immer nicht die guten Zensuren, die überschwenglichen Kritiken, die Preise, den Rang auf der Bestsellerliste. Das eine („Frauenlicht“) scheint mir überspannt und das andere („Cleofe“) banal. Bin ich ungerecht? Was stört mich? Was fehlt mir?

Bücher, die hohe Ansprüche zu erfüllen versprechen und sie nicht erfüllen: Grande Dame, die, sobald sie die Robe ablegt, einen gewöhnlichen Körper hat. Und wer sich von der Robe nicht täuschen läßt, ahnt unter dem raffinierten Faltenwurf grobknochigen, derben Bau und ist umso schwerer enttäuscht. Da lieber gleich einen anspruchslosen Krimi.

FRAUENLICHT. Von Romain Gary. Ullstein-Verlag, Berlin 1979, 160 Seiten, öS 180,10.

DAS ZIMMER IN DER VILLA CLEOFE. Von Piero Chiara. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1979, 190 Seiten, öS 173,80.

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