„Sammeln Sie, bitte", sagte der Arbeitskreisleiter, „am Beginn unserer Arbeit alle Ausdrücke, in denen Kultur vorkommt, aber nicht an erster, sondern erst an zweiter Stelle. Weil", setzte er nach einer Pause fort, den fragenden Blicken zur Antwort, „es sich immer dann, wenn das Wort .Kultur' an erster Stelle steht, um die Sache .Kultur', erst an zweiter Stelle handelt."Probe aufs Exempel: Bei „Subkultur" geht es immerhin um Kultur, wenn auch nicht vielleicht um eine, deretwe-gen Menschen von nah und fern nach Salzburg strömen. Bei „Kulturgeschäft" geht es
Urlaub. Tapetenwechsel. Kofferpacken. So wenig wie möglich mitnehmen, aber den größtmöglichen Effekt erzielen.Ich greife nach zwei Büchern, Romane, sogenannte Fraüenbü-cher. Die Klappentexte versprechen Niveau, Sprachschönheit, kunstvolle Naturschilderungen, Spannung, Liebe. Von allem etwas.Also gut. In den Koffer damit.Ich habe beide Bücher in zwei Tagen gelesen und warte auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch auf das Außergewöhnliche, Uberdurchschnittliche, das der Klappentext verspricht, ich bin noch immer nicht erstaunt und erschüttert und verstehe noch immer nicht
Colo, colere, cultus - pflegen. So lernten wir in der Mittelschule. Also kommt „Kultur“ von pflegen. Dabei glaubten wir, als wir Latein zu lernen und Autogramme zu sammeln begannen, daß Kultur von Burg und Oper abhinge. Hoffnung für alle: Auch wenn wir weder zu der einen Hochkultur, die Burg und Oper heißt, noch zu der anderen, nämlich der des hochgezogenen Weines, unter dessen schwer betraubten Zweigen die Traktoren mühelos durchfahren können, irgendeine Beziehung haben - auf Kultur müssen wir deshalb nicht verzichten. Kultur ist alles, was gepflegt ist. Nicht umsonst umschmeichelt
Was für ein Gegensatz zwischen Schulreform und Leistungsgesellschaft! Schon in der Schule lernten wir, daß Plus und Minus einander aufheben. Damals wußten wir's. Heute nicht mehr. Denn worauf basiert die Schulreform? Nicht das Kind muß sich anpassen, sondern die Schule paßt sich an: seinen Talenten, Neigungen, Stimmungen, Interessen. Wir wollen unseren Kindern den Schock ersparen, sich als Versager zu erleben. Daher weg von Notenziffern, die sich wie Raster übers Kinderleben legen; weg von den Punktleistungen, den Prüfungsängsten, den alptraumerzeugenden Schularbeiten. Wir wollen die