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(Salzburger Festspiele; „Jeder- mann" von Hugo von Hofmanns- thal) Was an offensichtlich gesteu- erten Gerüchten von einem Anti- klerikalismus über diese erste neue Inszenierung seit langem herum- geisterte, löste sich rasch auf: Ger- not Friedel war bemüht, dem Stück ein „aggiomamento" angedeihenzu lassen, das nicht nur akzeptabel, sondern erfrischend wirkte. Hel- mut Lohner (Jedermann) legte spä- testens in den Szenen mit dem Glauben (Elisabeth Orth) sein Par- ty-Gehabe aus dem In-Lokal ab, seine Konversion war in berührend- zwingender Weise von den Guten Werken (Christine Ostermayer) ausgegangen, angestoßen vom Tod (Erich Schellow), einer souverän- distanzierten Gestalt. Die Szenen mit der Tischgesellschaft waren aufs üppigste gestaltet, farben- prächtig, animatorisch, ebenso der Auftritt des Mammons (Hans Chri- stian Rudolph), der in dieser Insze- nierung einiges über Jedermann hinauswachsen darf. Bleiben die absoluten Negativa dieser Insze- nierung: die Buhlschaft (Sunnyi Melles), eine bläßlich-verwaschene Figur, der selbst ein chronischer Weiberheld kein Lustschloß baut, und der Teufel (Ekkehard Schall), dem Friedel eine weinerliche Lä- cherlichkeit anerzogen hat. Jeder- mann dieses Mal als gebrochen- depressive Existenz unserer Tage: Mehr als eine nur akzeptable Ar- beit, durchaus festspielwürdig, mehr noch: glaubhaft.

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