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Aller guten Dinge sind drei…

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Das dieswöchige Filmangebot wartet mit der immerhin erfreulichen Tatsache auf, daß es mit gleich drei Filmwerken hervortritt, die für den Filminteressierten als sehenswert bezeichnet werden können; alle drei Filme — von völlig unterschiedlicher Thematik und verschiedenen Gattungen zugehörig — sind zwar keine makellosen Kunstwerke, doch so interessant und überdurchschnittlich gelungen, jedes in seiner Art, daß ihr Besuch empfohlen werden kann.

Des „Filmrechtsanwaltes“ Andrė Cayatte neuestes Plädoyer zum Problem der Gerichtsbarkeit oder Rechtssprechung „Das Urteil“ unterscheidet sich von seinen bereits klassischen Vorläufern wie „Schwurgericht“, „Wir alle sind Mörder“ und „Vor der Sintflut“ zwar durch eine deutliche, auf Publikumswirksamkeit ausgerichtete Melodramatik, schält aber im Kern neuerlich ein ernstes lind wichtiges Anliegen zu dieser Thematik heraus. Es geht dem Regisseur hier abermals um das Problem der anfechtbaren, subjektiven und durch „Emotionen“ hervorgerufenen Irrtumsmöglichkeit der Geschworenengerichte, aber auch der Voreingenommenheit der Urteilssprechenden gegenüber verschiedenen Standesschichten, was an Hand eines sehr konstruiert aufgebauten Mordfalles (und mit effektvoller Besetzung, nämlich Jean Gabin und Sophia Loren) nicht gänzlich überzeugend demonstriert wird.

Claude Lelouch hat mit seinem sechzehnten Film „Ein Leben lang“

endlich den Film verwirklicht, den er „sein ganzes Leben lang vorbereitet“ hat ein umfassendes „Porträt des 20. Jahrhunderts“, in dem alle Themen enthalten sind (laut Aussage des Schöpfers), die der Alltag bietet: Aktion, Freundschaft, Liebe, Haß, Krieg … Doch noch mehr als an der Unmöglichkeit, dieses gewaltige Panorama in zwei(einhalb) Stunden er schöpfend darzustellen, als an der allzu glatt-gefälligen, unverbindlichen und letztlich nichts wirklich behandelnden Problemdarstellung scheitert dieser handwerklich perfekte und stellenweise sehr originell erdachte effektvolle Riesen film: ein Feuerwerk ohne Erinnerung…

Und wer schließlich Sinn für amerikanische Groteskkomödie besitzt, den perfekten Hollywood-Slapstick- Stil mag, kann sich Barbara Streisand in „Bei mir liegst Du richtig“ ansehen; diese überschäumende Groteskkomödie, die von der komödiantisch hinreißenden und sich zu einer Charakterkomikerin von Spitzenformat entwickelnden Streisand (einer legitimen und noch weit begabteren Nachfolgerin von Doris Day, für deren Stil die von den Autoren von „Bettgeflüster“ geschriebene turbulente Parodie zurechtgeschneidert wurde) im Raketentempo hauptsächlich getragen wird, bringt immerhin zum Lachen, ohne daß man sich dessen allzusehr schämen müßte. Eine Seifenblase, nicht mehr, aber eine mit überaus erheiternden, buntschillernden Farben.

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