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Alltag, analytisch

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Die „Graphomanin“ Gabriele Wohmann erzählt weiter, ruhelos, mühelos, jeder Fall, den sie erlebt, wird zum Einfall, seit mehr als dreißig Jahren.

„Ein russischer Sommer“ faßt wieder einmal 25 Erzählungen zusammen, und es sind wie immer die skeptisch klingenden Zwischenbemerkungen, was den Alltag als originelle Ansichtssache darstellt. Gern erzählt sie in der Ich-Form und schlüpft dabei oft — kritisch — in das Ich eines Mannes. „Die Vermischung der Lehren“ führt zu einer familiären Weihnachtsfeier. Nellie hält ihr Tun für religiös, der Gast für Al-lerweltsgetue; er ist Priester. „Wie gut mich das Kind behandelte, peinlich! Seinen Schwestern und ihm hatte ich nichts mitgebracht, aus Weihnachtsfeindseligkeit.“ Und weil Nellie fragt: „Der Glaube ist die Alternative zum Selbstmord.“

Die Wohmann erzählt, um argumentieren zu können und argumentiert, damit die Geschichte nicht monoton in Fakten zerfällt. „— also, wozu noch abstürzen?“ Mit diesen Worten schließt das Buch; sie könnten den Titel bilden.

EIN RUSSISCHER SOMMER. Von Gabriele Wohmann. Luchterhand Verlag, Darmstadt 1988. 288 Seiten, öS 249,60.

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