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Alltag in Schweden

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Der Titel des vorliegenden Romans „Schwedische Hochzeitsnacht" mag vielleicht Erwartungen wecken, die der Roman Stig Dagermans aber keineswegs erfüllt. Dem Autor geht es nicht um frivol-erotische Schlafzimmergeschichten sondern vielmehr um die Entlarvung menschlicher Schwächen.

Sein Roman führt den Leser in die' schwedischen Ortschaften Fuxe und Längmo und offenbart ihm das Leben der Dorfbewohner. Sie sind gezwungen, miteinander zu leben, zu arbeiten und zu trinken. Sie streiten miteinander und reißen einander schmerzhafte Wunden, aber jeder von ihnen ist letztlich allein:

Hilma, die Mutter der Braut, das Arbeitstier, ist nur darauf bedacht, ihre Tochter gut zu verheiraten, Irma, die Schwester, verbittert heimgekehrt aus der Stadt mit einem unehelichen Kind, der Bruder Rudolf, ein einfacher Mensch, jähzornig und robust, der Bräutigam, der reiche Metzger Westlund, der nicht vergessen kann, daß er einst in Amerika noch reicher und noch mächtiger war und schließlich Hildur, die traurige, einsame Braut, die den Mann nicht liebt, den sie heiraten soll.

In der Nacht vor ihrer Hochzeit klopft ein Fremder an ihr Fenster. Als sie öffnet, verschwindet er im Dunkeln, sie stößt einen Schrei aus, der die Dorfbewohner aus dem Schlaf reißt. Die Frage, wer dieser Mann war, beschäftigt die Menschen in Fuxe sehr und weckt Neid und Mißgunst, Neugier und Verdacht.

Stig Dagerman zeigt die Menschen in ihrer Triebhaftigkeit, ihrer Beschränktheit, ihrem Geiz und ihrer Roheit. Er zeigt aber auch, daß sie hinter ihrer abstoßenden Fassade Einsame sind, gefangen in ihren eigenen Grenzen und Schwächen.

SCHWEDISCHE HOCHZEITSNACHT. Von Stig Dagerman. Limes-Verlag, München 1984. 244 Seiten, geb.. öS 193,50.

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