Nach zwei erfolgreichen Romanen über die Geschichte der Quints, einer pommerschen Familie, hat die Autorin im dritten Teil nun die Geschicke der Familie bis in die Gegenwart verfolgt. Maximiliane Quint, geborene von Quindt, in Hinterpommern aufgewachsen, ist 1945 mit ihren Kindern auf die Flucht gegangen: eine Kriegswaise des Ersten-, eine Kriegswitwe des Zweiten Weltkriegs. Sie ist nicht wieder zu Besitz gekommen. Ihre Wurzeln stecken in Pommern, aber ihre Kinder wurzeln in ihr.Am Ende des zweiten Buches ,.Nirgendwo in Poenichen“ schienen alle Weichen gestellt: Joachim, der einzige Sohn,
Mit vier umfangreichen Romanen, einem gewaltigen Panorama der Zeit zwischen Jahrhundertwende und Gegenwart, hat Yukio Mishima sein literarisches Werkabgeschlossen, bevor er sich 1970 spektakulär mit dem Schwert das Leben nahm. So sind diese vier Bücher mit dem Obertitel „Das Meer der Fruchtbarkeit“, deren erstes „Schnee im Frühling“ nun auch in Deutsch vorliegt, als Vermächtnis zu lesen, vielleicht auch als Erklärung für seinen Selbstmord.Vor dem Hintergrund einer japanischen Gesellschaft an der Wende vom alten, traditionellen Japan zum modernen Industriestaat entspinnt sich eine
Der Roman führt in eine längst vergangene Welt, Orte der Handlung sind London und Wien im Juni 1906. Das Leben im Glanz und Reichtum und gleichzeitig das Erahnen der unausweichlichen Katastrophe des ersten Weltkriegs: das sind die Dimensionen der ungewöhnlichen Geschichte, die im Aufbau eher an ein Streichquartett erinnert als an einen Roman.In jedem seiner vier Teile ist ein anderer Spieler der Solist, aber alle sind miteinander verbunden, spielen Varianten desselben Themas.Vier Personen stehen im Mittelpunkt: der alternde Fürst So-bieski am Ende seiner Karriere, der mächtige Londoner
Im 1985 herausgegebenen Sammelband „Der mit dem Fuß im Fettnäpfchen” begegnen uns Erzählungen, die der amerikanische Nobelpreisträger Saul Bellow in den letzten Jahren zwischen 1974 und 1984 geschrieben hat. Sie zeigen einen anderen Bellow, sind leichter, heiterer. „Alle meine Beile hängen ungewetzt an der Wand und ich habe kein Bedürfnis, sie herunterzuholen. Die Stimmung ist entspannter, ich habe nicht mehr den Hang verbessern zu wollen” schreibt der Dichter selbst über seine Erzählungen, die alle in Chikago angesiedelt sind und durch die pointierte Darstellung, durch Komik
Kurt Vonneguts Roman ist einer der Klassiker der modernen Literatur. Der Autor erzählt in gewissem Sinn ein Märchen, bedient sich aber ganz des Vokabulars des atomaren Zeitalters, und erfindet sogar neue Begriffe.Die Reise in diese eigenartige, abenteuerliche Welt beginnt mit dem Einfall eines jungen Mannes namens John, ein Buch zu schreiben über den Tag, an dem die Welt unterging - den Tag, an dem die Bombe über Hiroshima abgeworfen wurde. Seine Recherchen bringen ihn mit absonderlichen Personen in Berührung. Auf der paradiesischen Tropeninsel San Lorenzo trifft John auf den
Albert Cohens Roman „Eisen-beißer” erschien erstmals 1938, eine überarbeitete Fassung des französischen Originals aus dem Jahr 1965 ist nun in deutscher Ubersetzung erschienen.Cohens Roman führt den Leser auf die Insel Kephalonia, wo die Familie derer von Solal zu den mächtigsten zählt. Hauptfigur des Buches ist ein Mitglied dieser Familie, Pinhas Solal, genannt Eisenbeißer. Er versteht sich als Oberhaupt der fünf Tapferen, als da sind Onkel Saltiel, Salomon, Matathias und Michael und natürlich Eisenbeißer selbst, allesamt Vettern aus der weitverzweigten Familie Solal. Alle fünf
Kraftvoll sinnliche Traumdichtung ist das Werk Gyula Krüdys (1879-1933) dessen literarischen Stil, Liebesmeisterschaft, Trinkfestigkeit und episches Talent zum unvergänglichen Legendengut des alten Budapest gehören. Den Höhepunkt seines literarischen Schaffens bildet der Roman „Die rote Postkutsche”, der dank der Ubersetzung György Sebestyens nun auch in Deutsch erhältlich ist.Krüdys Roman führt den Leser in die Welt des Budapest von gestern. Krüdy erzählt keine konkrete Geschichte, er bietet ein Kaleidoskop menschlicher Leidenschaften und Hoffnungen. In alten verträumten
Der unter dem Titel „Florens” nun erstmals veröffentlichte Essay über die Kindheit und Jugend Joseph von Eichendorffs fand sich im Nachlaß von Marie Luise Kaschnitz. Sie hat ihn 1944 mitten im Zweiten Weltkrieg handschriftlich zu Papier gebracht.Es liegt nahe, zu vermuten, daß sie an die gefährdete Welt ihrer eigenen Kindheit dachte, als sie über Eichendorffs späte Erinnerungen, die Fragmente blieben, schrieb:„Noch einmal wollte er die geliebten Orte beschwören, Lubo-witz, die seit einem Menschenalter verlorene Heimat, das einsame Schloß Tost, das die Flammen zerstört hatten,
Unter dem Titel Papageno verfaßte Kurt Honolka seine Biographie des berühmten Wiener Theatermannes Emanuel Schika-neder. Der Librettist der „Zauberflöte" ist sozusagen als Trittbrettfahrer des Genies Mozarts in die Unsterblichkeit eingegangen, war aber auch selber jemand: der historisch bedeutendste Theaterdirektor einer ganzen Epoche.Er war Schauspieler, Sänger, Regisseur, Prinzipal, Theatergründer - des berühmten Theaters an der Wien — produktiver Stückeschreiber und wesentlicher Förderer des jungen deutschen Singspiels. Er trug mit eigenen Librettis und mit der Förderung
William Goldings neuester, ein wenig autobiographischer Roman trägt den bezeichnenden Titel .Papiermänner" und handelt dementsprechend auch von der Beziehung zweier Männer zueinander. Professor Tucker, ein junger Literaturwissenschafter, will die einzige autorisierte Biographie des großen Dichters Wilfried Barclay schreiben und zu diesem Zweck auch sämtliche unveröffentlichten Papiere einsehen. Dieses Vorhaben wird zu seinem Lebensinhalt - für die Ehre, Nachlaßverwalter des berühmten Mannes zu werden, nimmt er nicht nur Demütigungen und Erniedrigungen in Kauf, sondern auch endlose
Gerade durch den vierzigsten Jahrestag des mißglückten Hitlerattentats erhält Lion Feucht-wangers 1936 erschienener und jetzt neu als Taschenbuch herausgekommener Roman „Der falsche Nero“ eine besondere Bedeutung, obgleich er den Leser zunächst in eine ganz andere Welt zu versetzen scheint; in die des mächtigen römischen Reichs.Nach Neros Sturz regiert Kaiser Titus das Reich ganz nach den strengen moralischen Prinzipien der stoischen Lehre, für den Senator Varro allerdings mit etwas zuviel Vernunft. Als ehemaliger Freund Neros liebt er das ausschweifende zügellose Leben im Osten
Klaus Schlesinger kam 1980 aus der DDR nach Westberlin. Sein neuester Roman „Matulla und Busch" setzt sich daher auch mit Berliner Problemen auseinander, die aber bei genauer Betrachtung eher allgemein menschliche Probleme sind.Der 75jährige Rentner Gustav Matulla lebt mit seinem Freund Busch in einem Männerheim im schwäbischen Fellbach. Eine Erbschaft verändert das Leben der beiden Männer: Matulla hat ein Drittel eines Hauses in Berlin geerbt. Die beiden Alten machen sich gleich auf den Weg nach Berlin, dort angekommen müssen sie feststellen, daß das Haus von einem Haufen junger
Unter dem Titel „Gespensterpferde" werden zehn Geschichten aus dem Nachlaß von Tania Büxen zum ersten Mal ins Deutsche übertragen. Sie entstanden zwischen 1905 (als sie zwanzig war) und 1962, dem Jahr ihres Todes, und bieten dem Leser eine Skala aller Töne, deren die große Erzählerin fähig war — von der pointierten Kurznovelle und der ironisch gefärbten Groteske bis zu phantastischen Begebenheiten und mystisch hintergründigen Erfahrungen.Beispiele? Die Themen sind für das eigentümliche Genie der Autorin charakteristisch: Eine ehrbare Amsterdamer Großbürgerfamilie bezahlt einen
Sechsundzwanzig Essays, Berichte und Reden hat Kurt Klinger für sein Buch „Theater und Tabus" ausgewählt. In allen offenbart sich die glückliche Verbindung von Schreiben und Bearbeiten, von Ubersetzen und Komprimieren im gemeinsamen Aufwand von Einfühlung und Phantasie.Sie bestätigt sich auch dann,wenn der kritische Diskurs nicht unmittelbar das Thema Theater beleuchtet. Klinger sondiert stichprobenartig einige entscheidende Phasen der österreichischen und deutschen Geschichte in Hinblick auf ihre Bedeutung für die kulturelle Entfaltung Mitteleuropas. Er unterzieht die Mentalität
Der Titel des vorliegenden Romans „Schwedische Hochzeitsnacht" mag vielleicht Erwartungen wecken, die der Roman Stig Dagermans aber keineswegs erfüllt. Dem Autor geht es nicht um frivol-erotische Schlafzimmergeschichten sondern vielmehr um die Entlarvung menschlicher Schwächen.Sein Roman führt den Leser in die' schwedischen Ortschaften Fuxe und Längmo und offenbart ihm das Leben der Dorfbewohner. Sie sind gezwungen, miteinander zu leben, zu arbeiten und zu trinken. Sie streiten miteinander und reißen einander schmerzhafte Wunden, aber jeder von ihnen ist letztlich allein:Hilma, die
Amüsant, kritisch und ironisch beschreibt Gwyneth Cravens in ihrem Roman die Beziehungskrisen der New Yorker Einzelgänger. Wie in Woody Allens Film „Manhattan" kreisen alle Personen um ihre Emotionen und die Einsichten ihrer Analytiker.Die Hauptpersonen, Joe und Angela, leben in New York; beide haben eine gescheiterte Ehe hinter sich. Angela ist genau das geworden, was sie nie sein wollte: ein Single in New York. Joe hat genau das, was er nach seiner Scheidung nie wieder haben wollte, eine fixe Beziehung zu einer Frau, ohne es wirklich zu wollen.Es ist die berühmte Liebe auf den
Wien ist eine Theaterstadt mit Tradition. Die Entwicklung des Wiener Theaters setzte mit sakralen und weltlichen Spielen im Mittelalter ein und fand ihre Fortsetzung im Kunstdrama der Renaissance. Darauf folgte die wohl bedeutendste Epoche der Wiener Theatergeschichte: das imperiale Welttheater der Barockzeit und die Alt-Wiener Volkskomödie.Unter Maria Theresia und Josef II. kam es dann zu Neuerungen. Mit Erhebung des k. und k. Hofburgtheaters zum Nationaltheater trat der blühenden Wiener Volkskomödie ein anspruchsvolles Bildungstheater entgegen. Josef II. förderte zudem die Theaterbauten,
Hans Thimigs anekdoten- und faktenreiche Memoiren geben ein Bild seiner Arbeiten und seiner Begegnungen mit großen Regisseuren und Schauspielern der Wiener und Berliner Theaterszene von den zwanziger Jahren bis heute. Sie sind ein lebendiges Stück Theater- und Fümgeschich-te.Thimig, aus der großen Schauspielerdynastie, deren Ruhm weit über den deutschen Sprachraum hinausreicht, wurde 1900 in Wien geboren. Sein Weg führte direkt vom Wiener Burgtheater zu Max Reinhardt nach Berlin und dann an das Theater der Josefstadt.Ab 1928 war Thimig dann auch Regisseur und inszenierte bedeutende
Marlen Haushofer erzählt von einer Frau, und doch ist ihr Roman „Die Tapetentür" kein Frauenroman im herkömmlichen Sinn. Die Dichterin offenbart dem Leser das intime Seelenleben einer Frau, ihre Zerrissenheit zwischen Traumwelt und Realität.Anette, introvertiert und verschlossen, scheint durch eine gläserne Wand von der Welt und ihren Mitmenschen getrennt zu sein. Sie hat viel Distanz zu den anderen und wenig Distanz zu sich selbst. Ihre kurze Ehe, ihre Begegnungen mit Martin, Philip und Alexander haben nur wenig Spuren hinterlassen. Sie lebt ihre eigene Wirklichkeit.Fast scheint es als