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Liebenswerte Alte

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Klaus Schlesinger kam 1980 aus der DDR nach Westberlin. Sein neuester Roman „Matulla und Busch" setzt sich daher auch mit Berliner Problemen auseinander, die aber bei genauer Betrachtung eher allgemein menschliche Probleme sind.

Der 75jährige Rentner Gustav Matulla lebt mit seinem Freund Busch in einem Männerheim im schwäbischen Fellbach. Eine Erbschaft verändert das Leben der beiden Männer: Matulla hat ein Drittel eines Hauses in Berlin geerbt. Die beiden Alten machen sich gleich auf den Weg nach Berlin, dort angekommen müssen sie feststellen, daß das Haus von einem Haufen junger Leute besetzt ist.

Matulla bringt es nicht über sich, sie vor die Tür zu setzen. So lernt man sich näher kennen, gemeinsam wird das Haus instand gesetzt, während die Vertreter der Ordnung nur auf den geeig-

neten Augenblick warten, um das Haus abzureißen und mit einem Neubau mehr Geld zu verdienen.

Eindrucksvoll schildert Schlesinger den keineswegs nur für Berlin aktuellen Konflikt zwischen den Generationen, wobei er sehr wohl ein Bündnis und eine Annäherung für möglich hält. Zusätzlich geht es ihm um den Gegensatz zwischen den unterschiedlichen persönlichen und politischen Interessen, um die Distanz zwischen den Einzelpersonen und den anonymen Sachwaltern der kommunalen Macht.

Neben diesem starken politischen Engagement läßt Schlesingers Roman aber keineswegs die menschlichen Aspekte vermissen. Die Personen werden liebevoll geschildert, besonders Matulla und Busch, die beiden kauzigen alten Männer wachsen dem Leser ans Herz.

MATULLA UND BUSCH. Von Klaus Schlesinger. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1984. 143 Seiten, TB., öS 115,40.

ERINNERUNGEN

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