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Auf der Flucht

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William Goldings neuester, ein wenig autobiographischer Roman trägt den bezeichnenden Titel .Papiermänner" und handelt dementsprechend auch von der Beziehung zweier Männer zueinander. Professor Tucker, ein junger Literaturwissenschafter, will die einzige autorisierte Biographie des großen Dichters Wilfried Barclay schreiben und zu diesem Zweck auch sämtliche unveröffentlichten Papiere einsehen. Dieses Vorhaben wird zu seinem Lebensinhalt - für die Ehre, Nachlaßverwalter des berühmten Mannes zu werden, nimmt er nicht nur Demütigungen und Erniedrigungen in Kauf, sondern auch endlose Reisen um die ganze Welt.

Aus der Sicht W. Barclays erlebt der Leser, wie sich dieser gegen die Schnüffeleien des Professors zur Wehr setzt. Barclay will sein Leben und bestimmte Papiere für sich behalten, will bestimmte Dinge vergessen, will mit dem Vergangenen nicht konfrontiert werden. Er flieht vor Tucker, verläßt seine Frau und reist von Hotel zu Hotel, weiß oft nicht mehr, wo er sich befindet, trinkt mehr und mehr und verliert langsam die Beziehung zur Realität. Die Begegnungen der beiden Männer werden immer sonderbarer, immer intensiver.

Mit sprachlicher Virtuosität versucht William Golding, dem wahren Ich seines Helden auf die Spur zu kommen. Er zeichnet das facettenreiche Bild eines Schriftstellers, der trotz aller Verzweiflung dem Leben immer wieder amüsante Seiten abgewinnt und der doch schließlich an sich selbst scheitern muß.

PAPIERMANNER. Von William Golding, Bertelsmannverlag, München 1984. 223 Seiten, geb., öS 212,80.

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