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Alte Musik

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Zweimal Händel bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck: Das Ausgezeichnete ist der Feind des Durchschnitts. Zwar traten die für die Händeloper Verantwortlichen zu einem schwierigen Wettbewerb an, zumal der hohe Maßstab durch die „Finta semplice" noch einmal bestätigt worden war; dennoch hätte es zu dieser mißglückten Inszenierung des „Serde" nicht kommen dürfen, die prätentiös, unsensibel und klotzig war. Den Chor, in historischen Kostümen auf der Bühne postiert, hatte der Regisseur zum Schlafen und Gähnen angehalten - unfreiwillige Selbstkritik? Auch das Orchester „Sol sol la sol" musizierte gleichförmig und gab den Sängern keine Möglichkeit, der Vorstellung den erwarteten Glanz zu verleihen, obwohl vorzügliche Kräfte unter ihnen waren. Bestürzend zeigte sich auch die Überforderung der Countertenöre in Richtung Kastratengesang. Den Sängern, vor allem Gloria Banditelli, hätte ein anderer Rahmen gebührt.

Das Oratorium „Theodora", wohl auch musikalisch reifer und tiefer, lag in glücklicheren Händen. Trotz widriger Umstände (Hitze, Luftfeuchtigkeit, enges Podium) verstand das Barockensemble Halle und der Favorit- und Capellchor Leipzig dieses meditative und zarte Spätwerk nachzuerleben. Unter der Leitung von

Christian Kluttig ließen auch die Solisten die einstige Bechränkung der DDR-Musikpflege im Umgang mit religiösen Werken hinter sich.

Zum ersten Mal seinem Namen ganz entsprechend, präsenterte sich auch das kleine englische Ensemble „Tra-gicomedia" in einer „Tragikomödie", einer bühnenwirksam aufbereiteten Aufführung von ernsten Opemsze-nen, in die Elemente der Commedia deH'Arte und des höfischen Tanzes eingeblendet wurden, so daß ein modernes Gesamtkunstwerk entstand. Der Abend war künstlerisch aus einem Guß.

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