6948676-1984_03_10.jpg
Digital In Arbeit

Am Beispiel Mexiko

Werbung
Werbung
Werbung

Der englische Wissenschafts-Publizist und Dozent Nigel Da-vies, seit 1962 in Mexiko lebend, hatte zuletzt im deutschen Sprachraum durch sein leider viel zuwenig beachtetes Buch „Opfertod und Menschenopfer" zumindest einige Leser erreicht; mehr seine „Azteken" und „Bevor Columbus kam".

Bescheidung, nüchterne Bescheidung, Enthaltung von Theorien, von Mutmaßungen, denen gerade auch grabende Forscher leicht erliegen - zumindest im Falle Mexiko. Nigel will keine Spekulationen, versucht mitzuteilen, was man heute schon weiß.

Das ist sehr viel und ist sehr wenig, bezogen auf die Trümmer, die vergrabenen Schätze Mexikos: viel, da jedes Jahr neue Grabungen „die versunkenen Königreiche" ans Licht bringen; wenig, da ihre Sprachen nicht erhellt, ihre Schriftwerke vielfach vernichtet wurden.

Ungeheure, ungeheuerliche Mythen: eine Weltangst, die täglich Menschenopfer fordert. Die Azteken, eben erst im Aufbau ihres Reiches begriffen, waren den Spaniern auch deshalb so unterlegen, da sie ja ihre Feinde nicht töten, sondern gefangennehmen wollten: um sie als Opfer ihren Göttern darzubringen.

Wie Grausamkeit und Schönheit sich vermählen können, zeigen die Jaguar-Schlangen-Götter in der Kunst der vier mexikanischen Reiche, die alle durch Katastrophen zugrunde gingen.

Apokalypsen also: von Menschen sich bereitet, die in großer Angst vor ihren Göttern lebten. Auch in Europa. Die Spanier erschraken vor den Mexikanern, diese vor den Spaniern. Früchte dieser beiden Schrecken: Südamerika heute.

DIE VERSUNKENEN KÖNIGREICHE MEXIKOS. Von Nigel Davies. Econ-Verlag, Düsseldorf-Wien 1983. 300 Seiten, geb., öS 288.80.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung