Der kubanische Ministerpräsident Fidel Castro gibt den Sieg über die am 17.4. in der Schweinebucht gelandeten, von den USA finanzierten konterrevolutionären Freischärler bekannt.
In diesen Tagen findet in Wien der größte Agrarkongreß der Nachkriegszeit statt, die X. Generalversammlung des Verbandes der europäischen Landwirtschaft. [ ]Es geht um [ ] eine auf weite Sicht abzustimmende schöpferische Zusammenarbeit der beiden Tragpfeiler der Gesellschaft: des Landvolkes und der Industrie; es geht um eine loyale Partnerschaft der Millionen Menschen, die in der Landwirtschaft, und der Millionen Menschen, die in der Industrie tätig sind; diese Partnerschaft muß durch die konstruktive Arbeit der führenden Gruppen und Einzelpersönlichkeiten in beiden Schichten
Kurz vor seinem Tod sandte John F. Kennedy dem österreichischen Unterrichtsminister Dr. Drimmel ein Danktelegramm für dessen bevorstehende Rede im Burgtheater zu Ehren Abraham Lincolns - zur 100. Wiederkehr des Tages, an dem Lincoln seine Rede zur Einweihung des Nationalfriedhofs in Gettysburg hielt. Es beginnt mit den Worten: "Die bewegende Idee, die Lincoln in seiner Gettysburger Ansprache so einfach und so beredt ausgedrückt hat, wurde das gemeinsame Erbe derer in der ganzen Welt, die Freiheit und Menschenwürde lieben.“John F. Kennedy hat sich zu dieser Internationale bekannt, die
Papst Paul VI. (gewählt am 21. Juni 1963; red.) sieht es als seine erste vorrangige Aufgabe an, die Arbeit des Konzils zu fördern. Nichts aber wäre törichter, als sich der ungebildeten und falschen Hoffnung hinzugeben: wenn auf dem Konzil durch energisches Nachhelfen ein "fortschrittlicher Flügel“ zum Sieg gebracht würde, dann wäre schon alles erreicht. Sosehr es nicht zu wünschen ist, daß von einer anderen Seite putschartig einer innerkirchlichen Reaktion zum Siege verholfen würde […], ebensosehr muß heute bereits festgehalten werden: das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil
Apokalypse 1533 und 1933: Täufer gründen in Münster das Reich Gottes. Dieses Jahr 1533 wurde weithin als das fünfzehnhundertste Todesjahr Christi angesehen: ein Jahr der Endzeit also. Jan Bockels-on, Johann vonLeiden - bis heute ist er unvergessen im Münsterland - will das Endreich des Friedens in einer Liebesgemeinschaft verkörpern. Terror als sakraler Schrecken soll die Gläubigen in ihrem Glauben stärken, die Ungläubigen schrecken, die Abtrünnigen töten. Nach langer Belagerung fällt das Beich Gottes in Münster am 24. Juni 1535. Ein Blutbad beendet dieses apokalyptische
Qui parle Europe a tort: Europa blieb für ihn ein geographischer Begriff; ,seine böse Randbemerkung hat er nie korrigiert" (Werner Richter). Dieses Bismarck-Wort läßt sich heute, frei, so übersetzen: „Aber, sprechen wir doch nicht von Europa!" — „Die Zeiten des Europäismus sind vorbei..." Pan-Europa? Der Traum eines blutjungen Mannes, Richard Coudenhove-Kalergi, dem allerdings Winston Churchill bestätigt: „He has the right vision." Europa, eine Vision? Eine „Chimäre", ein „Monstrum", wie man im 17. Jahrhundert das Heilige Römische Reich
„Dieses Land wird solange zwischen Sein und Nichtsein schweben, bis eine ,neue Ordnung' des Abendlandes geschaffen worden ist." Friedrich Heers Gedanken zum „spezifischen Gewicht" ergänzen ideal Überlegungen, die in der FURCHE zuletzt zum Thema Österreich-Bewußtsein und Europa mehrfach angestellt worden sind.
23 Autoren illustrieren mit ihren Ausführungen das sehr schöne Bild-Material dieses Großbandes. Vom „Gold der Bronzezeit", führt diese Schau durch das deutsche Mittelalter — Glanz,Größe, Schönheit. von Kunst-Kulturen im Raum des Heiligen Römischen Reiches — über Dürers Kaiserbilder herauf in die neueren Jahrhunderte, zur Kunst, zum Kunsthandwerk der Bürger, der Bauern, der Handelsherren und Mäzene im Herbst des Mittelalters.„Lustgarten des Rokoko — Eine Welt des Spiels am Rande des Abgrundes"; „Zwischen Klassizismus und Realismus", Kunst, problematisiert,
Ein gelehrter Dominikaner, H. Blasius Streithofen, legt eine Friedensschrift vor. Er beruft sich auf die Päpste, auf die Denker von Augustinus bis Thomas von Aquin.Der streitbare Dominikaner polemisiert gegen die Friedensbewegung, sieht sie von Moskau ferngesteuert, sieht Moskau hinter dem Bonner Friedensmarsch der 300.000 von 1981, wirft diesen Menschen immer wieder „Eiriäugigkeit" vor, ist dabei aber selbst einäugig.Streithofen tritt für Abschrek-kung ein: „Könnte nicht ein falsch verstandener Pazifismus Mitursache für einen Krieg sein?"; für die umstrittene Devise:
Hans-Harald Müller hat ein instruktives Nachwort zu diesem Klassiker geschrieben. Ja, das ist ein Klassiker: blutfrisch, heute. Die Opfer von Stalingrad, die Plivier in der russischen Gefangenschaft befragt hat: hier kommen sie zu Wort.Wort eines Dichters, der Berichterstatter ist. Wort eines Zeitgenossen, eines Leidenden, eines Mitleidenden. Hundert Kriegsbücher, im Heute erscheinend, ersetzen nicht dieses Werk, das jetzt zum erstenmal in seinerUrfassung neu aufgelegt wurde.Theodor Plivier, ein deutscher Patriot — ja, das ist er, in vollem, ungeschmälertem Sinne — im Exil in der
Ein falscher Satz gleich auf der ersten Seite dieses Büchleins sollte nicht über seinen Reichtum an Informationen hinwegsehen lassen: „Wann immer das Judentum in einen neuen Kulturkreis eintrat, stand am Anfang die Ubersetzung der Bibel in die jeweilige Sprache." Berufung auf die Sep-tuaginta, auf Moses Mendelssohn und Martin Buber.Nein: jüdische Orthodoxie verwehrte sich gegen Bibel-Ubersetzungen, diese kamen nur unter außerordentlichen Umständen, dann durch Außenseiter, wie Mendelssohn und Buber geschaffen, zustande.Von der Bibel bis zur jüdischen Aufklärung führt dieses
Friedrich Heer ist auch zu Lebzeiten nie bequem gewesen. Jetzt trifft uns noch einmal sein Keulenschlag aus einem Nachlaßbändchen, das man sich nicht ersparen darf
Die um deutsch-polnische kulturelle" Beziehungen so verdiente Autorin, geboren in Polen, jetzt in Wien lebend, legt einen Großband vor: Forschung und Bericht, kritische Darstellung dieses polnischen Wahlkönigs, des Jan Sobieski, der lange Zeit denkt, nach Frankreich als Pensionär Ludwigs XIV. zu gehen, immer bedrängt von seiner scheußlichen, intriganten, ihm gegenüber bis zur Brutalität gehenden harten Frau, einer kleinwüchsigen zierlichen Französin, die dieser schwerblütige Mann abgöttisch liebt.Abgöttisch: Jan Sobieski ist verwurzelt in einem polnischen Katholizismus, dessen
Der englische Wissenschafts-Publizist und Dozent Nigel Da-vies, seit 1962 in Mexiko lebend, hatte zuletzt im deutschen Sprachraum durch sein leider viel zuwenig beachtetes Buch „Opfertod und Menschenopfer" zumindest einige Leser erreicht; mehr seine „Azteken" und „Bevor Columbus kam".Bescheidung, nüchterne Bescheidung, Enthaltung von Theorien, von Mutmaßungen, denen gerade auch grabende Forscher leicht erliegen - zumindest im Falle Mexiko. Nigel will keine Spekulationen, versucht mitzuteilen, was man heute schon weiß.Das ist sehr viel und ist sehr wenig, bezogen auf die Trümmer, die
Ein vorzüglicher Bildband. Der Autor, Historiker und Kulturwissenschaftler, bemerkt zu seiner Überraschung, wie stark sich „einige Grundstrukturen, die auch die gegenwärtigen Entwicklungen bestimmen“, durchhalten: vom 18. zum 20. Jahrhundert.Arbeiter, Frauen, Kinder, Männer, sehen uns an — ungeschminkt: „Die Fotografien wurden originalgetreu in ihrem Erhaltungszustand reproduziert.“Ein Festgedicht, gewidmet Herrn J. A. Ritter v. Maffei von den Arbeitern der Maschinen- Fabrik zu Hirschau bei München - als Ausdruck der Freude über den Sieg der „Locomotive Bavaria“ am 24.
Theo Löbsack nimmt in seinem neuen Buch das Thema seines Werkes „Versuch und Irrtum. Der Mensch: Fehlschlag der Natur“ von 1974 wieder auf, sieht in den sich ausfaltenden Fehlentwicklungen in Wirtschaft, Politik, industrieller Produktion eine Bestätigung seiner damals schok- kierenden These: der Mensch ist nicht angepaßt, ist nicht fähig, sich zu behaupten, da sein Hirn vor 100.000 Jahren sozusagen „stehengeblieben“ ist, sich nicht weiterentwickelt hat.Wir reagieren also mit diesem fatalen Hirn unserer Vorzeit auf Herausforderungen, die in ihm nicht einprogrammiert wurden in den
Der Autor, Amerikaner, basiert seine Arbeit auf den Erhebungen des Journalisten Eric Lasher in Berlin, der so erschüttert wurde durch seine Erlebnisse (er nahm die Gespräche 1967 mit überlebenden Juden auf Band auf), daß er die Arbeit einstellen mußte. Leonhard Gross ging 1978 nach Berlin, überprüfte Lashers Erhebungen, ergänzte sie durch eigene.So ist ein Buch entstanden, das minuziös in allen „Details“ die Erlebnisse, die Erfahrungen, die Leiden und die unwahrscheinliche Rettung Berliner Juden schildert. Nichtjuden nahmen sie auf, versteckten sie unter eigener
Das immer erstaunliche Phänomen — die alten Griechen — wird von dem bestens bekannten englischen Althistoriker Moses I. Finley, Jahrgang 1912, erfrischend offen, ohne alle Klischee- Bildungen und klassizistische Verengungen präsentiert.Die Polis, der kleine Stadt- Staat (Finley lehnt, sehr begründet, die Konzeption „Stadt- Staat“ ab), die so spezifische griechische Beschränkung auf kleine, wenige tausend Menschen umfassende politische Gebilde, ist der Träger, ist der Raum jener attischen Kultur, die doch so breit sich in hundert und mehr Klein-Staaten, Kolonial-Städten verbreitet
In der Bücherschwemme, in der Produktion von Büchern, die sich mit der Jugend von heute befassen, ragt dieses Buch Hohmanns heraus, kann sich sehen lassen, ist lesenswert, bedenkenswert.Hohmann sieht, erlebt die Jugend in der Bundesrepublik, im Gespräch, im Briefwechsel, in ihrem Auftreten in sehr verschiedenartigen Formen einer Subkultur. „Jugendkultur meint...ein vielschichtiges, in seiner Ganzheit unbeschreibliches Phänomen, das aus dem Unbehagen an der Kultur, an unserem Sein und Werden hervorgeht“.Der Autor sieht die jungen Generationen dicht zusammen mit den älteren
Von Galizien nach Wien, vom Notar zum Krakauer Universitätsprofessor und schließlich zum österreichischen Minister 1893/1895. Vom Partisan zum Konservativen.Die aus den Quellen erarbeitete Biographie des Stanislaw Madey- ski führt in das große, nie genug zu erinnernde Thema ein: die Nationalitätenfrage in Österreich. Aktuell, heute: für die Nachfolgestaaten der Donaumonarchie, gerade auch für den größten unter ihnen: die Sowjetunion. Zwischen St. Petersburg und Wien: die Austro-Polen, und die anderen Polen, die den russischen Weg gehen wollten.Besonders eindrucksvoll in diesem Buch:
Ein schmuckes Bändchen, informativ, gut geschrieben, kenntnisreich, ansprechend.Wien, Vision der Stadt des Goldenen Apfels. Ein von schweren inneren Kämpfen zerrissenes, dekadentes Reich — bereits Reich des „kranken Mannes” am Bosporus — sucht sich zu bestätigen: durch die Eroberung Wiens.An seiner Seite 1529 und 1683: die Franzosen, der König in Paris, der die Einkreisung des Hauses Österreich anstrebt. Es fehlen in beiden Fällen auch Magyaren nicht, die gegen Wien, gegen die Gegenreformation stehen. Verbündet also mit dem Sultan.Kara Mustafa - „der türkische Wallenstein”
Erhard Eppler spricht in diesem Buch die Wirklichkeit an, die uns möglicherweise ins Haus Europa steht: Ein längerer nuklearer Krieg! Eppler zeigt minuziös die Kontinuität und die Wandlungen der amerikanischen Nuklearstrategie und Kriegsplanung bis heute auf.Eppler verharmlost aber auch, nicht die Trägheit, Massivität, geistige Immobilität der UdSSR. Doch seine Hauptkritik gilt der imperialen Weltmachtpolitik der USA. Die brisante Vermischung von offenem Haß, Imperialismus und technokratischem Übermut läßt er zu Wort kommen: in den Aussagen der Männer um US- Präsident
Alfred Racek, geboren 1949, ist in weiteren Kreisen bekannt geworden als Sekretär des Katholischen Familienverbandes der Erzdiözese Wien. Daß dieser Mann ein strenger Denker, ein Philosoph von Rang ist, dokumentiert das vorliegende Werk,das sich, sehr bescheiden, als „Entwurf“ deklariert.„Ein Zeichen der Zeit ist das Erwachen eines vielfältigen Grenzbewußtseins“, so lautet der erste Satz des Alfred Racek. Der Mensch ist das grenzüberschreitende Wesen. Die Vernunft als Grenze. Das Ringen der Philosophen um Grenzbestimmung. Racek konfrontiert Kant, Hegel, scholastische Denker, wie
Reden Helmut Schmidts aus den letzten anderthalb Jahren seiner Kanzlerschaft, hier im dritten Band seiner Reden als Bundeskanzler vorgelegt; die beiden ersten Bände waren „Der Kurs heißt Frieden“ und „Pflicht zur Menschlichkeit“.In den so langwierig ausklingenden, von inneren Auseinandersetzungen in seiner eigenen Partei und mit dem liberalen Koalitionspartner überfüllten Endzeit-Jahren seiner Kanzlerschaft, zeigt sich hier dieser glänzende Redner — unbestritten wohl der beste Formulierer der heutigen politischen Szenerie in der Bundesrepublik —, wie er eingefordert wird,
Der Österreicher Edgar Traugott, jetzt in Nürnberg beheimatet, ist neben Gerd-Klaus Kalten- brunner der interessanteste, denkmächtigste, gebildetste Kopf einer neo-konservativen Bürgerschaft in der Bundesrepublik Deutschland.Traugott ist ein Universalist, ein europäischer Denker, Hellas tief verbunden, Welt-Reisender, Humanist in einem sehr vitalen, denkstarken, lebendigen, gegenwartsbezogenen Sinne. Kein Mann des Papiers, wohl aber einer Leidenschaft, die sich zügelt, indem sie immer wieder, von Kant bis zu heutigen vorzüglich religiösen Denkern, das Maß des Menschen in maßloser
Dieser amerikanische Klassiker, 1947 erschienen, ist nun erstmalig 1983 in einer deutschsprachigen Übertragung zu erlesen. Ergänzungen: bis 1980.Am alarmierendsten wirken, aus heutiger Erfahrung, die Berichte über ein Übermaß von Grausamkeit: Ermordung von Kindern, Frauen, Niederbrennen von Kirchen, Schulen, Farmen - als Mittel weißer Amerikaner, ihre Neger zu unterwerfen, „auszurotten“ oder auszusiedeln oder unter stärkstem Druck versklavt zu halten, ohne Lincolns Befreiungsbotschaft ernst zu nehmen.Das furchtbarste ist immer die Gesinnung: Die Versklavung wird mit bestem Gewissen
„Unter Mitarbeit von Herma Stiglitz und Manfred Kandier” hat der junge Kärntner Archäologe Werner Jobst dieses reich illustrierte, reich dokumentierte Carnuntum-Buch verfaßt.Kritisch im besten Sinn de^ Wortes, kein Freund von Spekulationen, von Thesen, die das Material nicht hergibt, ist dies Buch doch von einer Farbigkeit, einladend für die Besucher, für die Noch-nicht-Besucher der reich geplünderten, ausgeraubten ünd an ungehobenen Schätzen immer noch so reichen „größten archäologischen Landschaft Österreichs”.Das Carnuntum der Caesaren, das Carnuntum der Soldaten,
Der Manichäismus ist die Krebskrankheit unserer Zivilisation, der Zivilisation des weißen Mannes, der Zivilisation des Christentums. Der Manichäismus ist weltgeschichtlich heute wieder eine furchtbare Macht, in westlichen Formen, in östlichen Formen. In westlicher, politischer Form: als eine Doktrin amerikanischer Weltpolitik, basierend auf Sem Glauben von heute meist protestantischen Fundamentalisten, sturen „Bibel-Gläubigen" — vor ihnen hat Präsident Reagan seine berühmt-berüchtigte Rede über die notwendige Ausrottung „der Bösen" im Kreml gehalten.Noch vor nicht langer Zeit
Der Islam und seine Wirtschaft ist uns durch den ölschock, durch das Sich-Ein-Kaufen nahöstlicher Potentaten in europäische Industriebetriebe nahe gerückt. Fern stehen uns dennoch die islamische Ökonomik, die Optik islamischer Wirtschafts-Politik, Nationalökonomie und Praxis. Sie sind engst gebunden an die Prämissen des Islam, der Zinsen verbietet.Wie da Banken ohne das Zinsgeschäft leben können, untersucht der deutsche Nationalökonom Niehaus, der sich seit Jahren mit dem Wirtschaftsdenken im Islam befaßt, das so differenziert ist, wie der Islam in der Fülle seiner inneren
David Irving ist ein umstrittener eigenwilliger englischer Historiker: umstritten in seiner Hitler-Deutung. Nun, der eben vorliegende Band, sehr informativ, wird wohl in einem einzigen Motiv umstritten bleiben. Irving vertritt die Ansicht, daß Hitler persönlich die Juden-Vernichtung so nicht wollte, daß sie das Werk von Himmler und Konsorten war.Wenn wir diese Ansicht ausklammern, begegnen wir in „Hitlers Krieg —1939-1942“ interessanten Mutmaßungen und dokumentarisch belegten Details.Hitlers Staat war, nach Irving, ein „Führerstaat ohne Führer“: ein Tohuwabohu von miteinander
Eine Neuauflage dieses Standard-Werkes des holländischen Theologen und Professors verdient seine Leser. Beek weiß bestens, wie sehr die Darstellung der Geschichte Israels ein Wagnis ist: ein Wagnis des Wissens, der Forschung, ein Wagnis des Glaubens.Wir erleben heute in Nordamerika, aber auch in Europa eine Wiedergeburt eines Fundamentalismus, der in einer erschreckenden, brutalen Weise „die Bibel ernst nimmt“, jedes Wort auf sich selbst, auf die eigene politische und konfessionelle Position bezieht, die Menschheit in Gute und Böse teilt, so wie es dem eigenen engen Hirn und Herzen
Der englische Historiker Robert M. Ogilvie schildert uns -sehr anschaulich - die Römer und ihre Götter. Die römische Religion hatte es nicht mit der Sünde, sondern mit dem Erfolg zu tun: eine politische Religion.Jeder Mensch ist von Geburt an fertig, die Götter können das nicht ändern. Keine Trennung zwischen einer Priester- und einer Beamtenklasse. Tiefe Furcht, einen Gott mit „falschem Namen" anzurufen. Immer Furcht vor dem Neid der Götter. Menschenopfer, lange Zeit.Varro, die große Autorität: einige Götter gehen aus Vernachlässigung zugrunde, sie hängen weitgehend von der
Das sind die Etiketten, die heute in Österreich politisch getragen, die als „Charakterisierungen" von Politikern von diesen selbst in politischen Akademien ausgehandelt und dann zur Schau getragen werden - im Wort natürlich: „liberal", ,Jconservativ", „fortschrittlich".In einem Lande, in dem es wenige Liberale, wenige Konservative, wenige Fortschrittliche gibt: Menschen also, die ihren Liberalismus als Liberalität, großge-schrieben, verstehen und aktiv vertreten. Menschen, für die konservativ nicht, wie sehr oft, gerade in Österreich, ein Deckname für reaktionär ist, und
Sie sind unter uns, sie sind uns nahegerückt, durch das öl, durch den Kampf ums Ol, durch den schier unlösbaren Konflikt in Nahost. Die Dynastie der Sauds spielt als Mittler, Vermittler, als konservative Weltmacht (finanziell), eingeklemmt zwischen arabischem Nationalismus und den Sowjets, eine Friedens-Rolle: unersetzlich, inmitten dieser prekären, labilen, gefährdeten Position, in dem wohl größten Brandherd heutiger Politik.Den Aufstieg aus dem Mittelalter, aus Beduinentum, aus archaischen Mentalitäten, in die Rolle vorsichtiger Politiker, zaghafter Reformer, Finanziers der
Ein Junge aus adeligem Haus, in preußischer Tradition erzogen,entdeckt, erschreckend, daß er Mischling ist. Es gelingt ihm dennoch, nicht nur Soldat, sondern — Fast-Offizier — in Hitlers Wehrmacht zu werden. Sehr langsam der Prozeß einer neuen Identitätsfindung des jungen Mannes, der fasziniert ist durch das Deutschland, das er in sich trägtWer, wie der Rezensent, preußische Juden, Geheimräte, Patrizier, Offiziere (des Ersten Weltkrieges), wer die nationalen, heiß nationalen deutschen Juden kennenlernen konnte — und wollte —, hat eine Einführung in die deutsch-jüdische
Politische Auguren bangen um den Herbst: Es wird eine heiße Saison werden. Man sollte den Sommer nutzen, über das Zentralthema der Menschheit nachzudenken: Frieden in Gerechtigkeit.
Der Schweizer, in der Bundesrepublik lehrende Politologe Walter Hollstein, Professor in Berlin seit 1971, legt hier ein engagiertes Buch über „die gespaltene Generation“, die Jugenden (Mehrzahl, wie er betont!) der letzten Jahrzehnte und im Heute vor.Aufbruch — Nonkonformität, Desintegration, Opposition, Veränderung — sodann Anpassung — Konformität, Indifferenz, Apathie, Regression, und, zum Abschluß: Jugendprotest und sozialer Wandel.Ein breites Spektrum also, keineswegs auf einen Nenner zu bringen, über einen rohen Kamm zu scheren, wie es die so oft bösartigen, so oft
Der Autor ist von Haus aus Berufsoffizier, Verfasser unter anderem einer dreibändigen Geschichte des europäischen Kriegswesens. Das bestimmt die Perspektiven seines Buches über „bewaffnete Aufstände“.Fuchs vermerkt in allen Aufständen, die er schildert, das militärische Versagen, die militärische Unbildung dieser deutschen Rebellen 1525, der Tiroler Bauern 1809, der Aufständischen von 1848 und 1849.„Die Terroristen“ von 1968, im letzten Jahrzehnt in der Bundesrepublik, „Die Baader-Meinhoff- Bande“ werden von rechts außen anvisiert. Der geistige, religiöse, metapolitische
Das Original dieses Buches erschien 1969 in der Tschechoslowakei als maschinengeschriebenes, vervielfältigtes Manuskript.Der Autor hat sich bemüht, Zeugen aus dem kurzen Leben des Studenten Jan Palach, geboren 1948, gestorben an den Folgen von Selbstverbrennung in Prag (am 16. Januar 1969), zu finden.Jan Palach war ein reiner, junger Mensch, der sich selbst mit Jan Hus und Jan Zizka identifizierte. Lederer: „Er war überzeugt, daß der Menschheit die Vernichtung drohe.“ Und: „Er war großartig tolerant“.Kein Haß gegen die Feinde. Wohl aber dies: Zeugnis geben, als „Fackel Nr.
Die beiden Autoren dieses Süd-" afrika-Buches, Amerikaner, plädieren für t eine nordamerikanische Öffnung gegenüber Südafrika, in der End-Zeit Carters. Nun ist diese „Öffnung“ durch Reagan erfolgt.Gann und Duignan zeigen die strategische und wirtschaftliche Bedeutung Südafrikas für den Westen sehr eindrucksvoll auf. Ihr Vorwort beginnt mit dem Satz: „Südafrika ist eines der unpopulärsten Länder der Erde“.Im Vorwort zur deutschen Ausgabe stehen die Sätze: „Südafrika hat viele Mängel. Es ist in vieler Hinsicht ein autoritäres und tyrannisches Land. Wir hoffen auf
Ein schöner Büdband: Die Kaiser Chinas. Von den mythischen Urkaisern bis zum letzten Kaiser, den 1934 die Japaner zum Kaiser der Mandschurei machten: Pu-Yi, den die Chinesen nach neunjähriger Haft zum Bibliothekar machten — er wurde 1964 Parlamentsabgeordneter, starb 1967.Entsakralisierung also: gegen sie kämpfen die Kaiser, in Jahrtausenden. Putsche, Ermordungen, permanente Palastrevolutionen: Das Reich der Mitte war nicht stabil, wie es die Jesuiten verklärend ersahen, im 16./17. Jahrhundert.Der Kaiser als Vertreter des Kosmos: Das Kaisergelb von Peking kommt uns im Kaisergelb
Polen, sein Katholizismus, der polnische Papst stehen heute im Brennpunkt von Auseinandersetzungen. Der französische Autor dieses Buches schildert den polnischen Katholizismus im Zeitraum ab 1795 in seinen ständigen Auseinandersetzungen mit den anderen Nationalitäten auf dem Boden des polnischen Staates.Im Kampf mit der Orthodoxie, sowohl in ihrer russischen wie in ihrer lateinischen Form, wächst heißer polnischer katholischer Nationalismus. Visionär sieht der bedeutende Dichter Julius Slo- wacki 1848 in einem Gedicht den „slawischen Papst“ als Führer in die Zukunft der
Im Herbst 1956 hielt Karl Jaspers im Rundfunk seine Rede über die Atombombe und die Zukunft des Menschen: sie wurde die Grundlage des Buches von 1958, das jetzt wieder erschienen ist.Kein deutscher Philosoph hat sich mit der Atombombe und ihren Problemen so ausführlich befaßt, wie in Basel dieser große, alte Mann, den die deutsche akademische Philosophie nie recht ernst genommen hat. Ein einziger deutscher Denker, der in Wien lebende Günther Anders, ist ihm zu vergleichen, ist ihm an Radikalität seiner Fragen überlegen.Erschreckend aktuell ist Jaspers’ Buch von 1958: es sind die
Ernst Gombrich, der in Wien geborene Altmeister der Kunstgeschichte (er war mit Fritz Wotruba befreundet), war ein Schüler von Julius von Schlosser und Ernst Kris, ging 1936 an das War- burg-Institute nach London, Vorlesungen in Europa und Amerika, 1972 geadelt, wie sein Freund Karl PoppCr. Ein Mann aus dem vergangenen Wien, an das er immer wieder erinnert.Gombrich plädiert für „eine pluralistische Kunstgeschichtsschreibung“, für eine Wiedergeburt von Bildung, allgemeiner Bildung, für „Gefühl und Verstand in der Kunstbetrachtung“.Überaus interessant ist im Rahmen der hier
Hotze schildert aus den Erfahrungen eines Jahrzehnts in Brüssel als Journalist die „Farce“, den „Skandal Europäische Gemeinschaft“:Untergang einer Europa-Idee durch die Lobby der EG-Bauern, die Milliarden Gelder erpressen, Europa und die unterentwickelten Länder schwer schädigen; haarsträubende Details aus diesen Kämpfen; Impotenz der „Staatsmänner“, die um ihre Wähler-Stimmen fürchten.„Mit Europa sind keine Wahlen zu gewinnen“, sagt einer von ihnen. Weinkrieg, Butterkrieg, Fischkrieg, Hammelkrieg von EG-Ländern gegeneinander, unfähig zu einer gemeinsamen
Zur Einstimmung des österreichischen Katholikentages 1983 wird der Delegiertentagung (29. April bis 1. Mai) ein Arbeitspapier vorgelegt, das die Arbeit, die Mühsal langer, umsichtiger, sorgfältiger Bemühungen verdichtet.Hoffnung ist das Panier, ist die Fahne. Hier wird nun ein großer Wunschkatalog präsentiert, ein Abc frommer Wünsche: für Kirche, Christen, Welt. Es wird kaum eines der großen Themen ausge-klammert, wohl aber hier versammelt; die Sache der Kirche, des Friedens, der Arbeit (Arbeitslosigkeit), der ökumenischen Bildung, der Kunst und Kultur, der ethnischen
Ein Buch der Erinnerung. Der Antipode Friedrich Adlers und Otto Bauers, Karl Renner, hätte Österreichs fatalen Bankrott der Ersten Republik mit verhindern können, wenn er — der Mann aus mährischen Bauerngeschlechtern — sich gegen die Demagogie der verbal radikalen Partei-Genossen hätte durchsetzen können.Renner wollte nicht den Untergang der Donaumonarchie, er stand gegen das fatale LinzerProgramm 1926, stand gegen Otto Bauer, eindrucksvoll 1927, war gegen die Hetze in der „Arbeiterzeitung“ und 1929 gegen die böse Denunziation Schober’s. Der Großdeutsche Renner plädierte
Die Grausamkeiten des Römischen Reiches wurden von Hegel als Basis des Aufstieges des Christentums ersehen. Ungeheure Härte und ein Sinn, der des Menschlichen nicht achtet, sieht uns aus Imperatorenköpfen an. Eine drastische Illustration dieser Epoche der Menschheit stellt uns Josef Nyary in seinem Buche über die römischen Gladiatoren vor.Bis zum Jahre 404 n. Chr. hielt sich diese Institution, mit deren Hilfe Politiker ihren Aufstieg den in ungeheurer Armut lebenden Massen Roms schmackhaft machten. Unersättlich, oben und unten, der Blutdurst. Immer pompöser, immer aufwendiger wurden die
Ägypten ist uns heute nahegerückt, nicht durch die Bibel, den Auszug der Juden und durch Moses, sondern durch seine Rolle in der Szenerie der Araber und des Islam. Und durch den Fremdenverkehr.Das vieltausendjährige Ägypten kommt uns noch näher in dem weit ausholenden Buch Gerhard Konzeimanns, der das Land des Nils in einer einzigartigen Kontinuität von den Pharaonen bis heute sachkundig und wohlerfahren schildert.Es herrscht hier tatsächlich Kontinuität: von der Fälschung der Tatsachen in der Propaganda der Pharaonen bis Nasser, und ebenso in der uralten Korruption.Die Attentäter
Europa heute ist zusammen zu sehen mit seinen beiden großen Tochter-Zivilisationen, die sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken gebildet haben. Beide sind heute auch in Westeuropa präsent: wirtschaftlich, politisch, militärisch, wobei nicht zu übersehen ist, daß Teile Westeuropas dicht in das nordamerikanische Militär-Netz eingebaut, das nichtrussische Osteuropa ins sowjetische Militär-Netz gebunden ist. Diese beiden Tatsachen sind im Blick auf eine jederzeit mögliche große Konfrontation von allen Europäern zu würdigen:
Hans Walter Bähr, der Freund des Albert Schweitzer, der Freund des Eduard Spränger, legt eine erweiterte Ausgabe dieses Buches vor — mit bisher unveröffentlichten Texten aus dem Nachlaß Albert Schweitzers.Schweitzer: „Das gute Gewissen ist eine Erfindung des Teufels.“„Für uns bedeutet Kulturmenschen sein beinahe, daß wir trotz der Zustände der modernen Kultur Menschen bleiben.„Das große Geheimnis ist als unverbrauchter Mensch durchs Leben zu gehen,“1924 geschrieben, bis zu seinem Tode von ihm verkörpert.Schweitzer: Durch die Ehrfurcht vor dem Leben werden wir fromm. Für
Nietzsche ist heute, nach seiner fatalen Ausbeutung durch die Fanatiker der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, in Frankreich, Japan und Italien als Dichter, Denker, Künstler entdeckt worden. Es gibt keine österreichische Nietzsche-Darstellung.Nietzsche wollte mit Lou Andreas-Salome nach Wien übersiedeln, und kam mit einem Wiener Kreis von Verehrern in Berührung; sie waren fast alle Juden. Wiener, wie Joseph Panett, der Freud nahestand, und vor allem österreichische Frauen, wie Resa von Schirnhofer, deuten eine Dimension in Nietzsche an, die oft übersehen wird: Nietzsche als diskreter,
Scham und Kultur gehören zusammen, leben in einem Verbund in allen Kulturen. Afrikaner und Indianer, Chinesen und Inder, Griechen und Römer, Germanen und Alteuropäer, Christen und Nichtchristen pflegen die Scham.Diese Scham kann auf sehr verschiedene Zonen, Lebensbereiche zentriert sein, sie muß keineswegs auf Genitalien fixiert sein wie in prüden, puritanischen, viktorianischen, bourgeoisen Epochen. Die Verengung, ja die ausschließliche Fixierung etwa auf den letzteren Bereich kann oft pathologische Züge tragen.Ubersehen wurde bei deren Anprangerung etwa von jungen Radikalen, daß
Leben und Tode des Hans Fal-’ lada: diese erste Biographie des Rudolf Ditzen, der unter dem Namen Hans Fallada weltberühmt wurde durch seinen Roman „Kleiner Mann-was nun?“ (1932) ist in der DDR erschienen. In Berlin-Ost endete am 5. Februar 1947 das Leben dieses Unglücklichen.Es gibt keine Lebensgeschichte eines deutschen Schriftstellers unserer Zeit, die dieser Tragödie gleicht. Dieser Rudolf Ditzen wurde als „Verbrecher“, als „Irrsinniger“, immer wieder in Gefängnisse und Krankenhäuser gebracht, er starb viele Tode, viele „kleine Tode“: so nannte er das
Der Sammelband „Alter Orient — Mythos und Wirklichkeit“ erschien in seiner ersten deutschsprachigen Ausgabe 1954 unter dem Titel „Frühlicht des Geistes“. Die Neuausgabe ist zu begrüßen. Dies gilt bereits für die Einfühung von H. und H. A. Frankfort.Fern aller Romantizismen, aller Klitterungen, aller Spekulationen (was lädt mehr zum „Spekulieren“ ein als „der Mythos“), stellen hier die beiden Verfasser die fundamentalen Unterschiede des Denkens in der Welt des alten Orients und in der Hemisphäre neu-europäischer Geisteswelt dar.Für den heutigen Menschen ist die
Dieser Altmeister der Griechenland-Forschung, der Amerikaner M. I. Finley, sagt im Vorwort dieses Buches an, was charakteristisch für die behutsame, ständig das eigene Werk überholende Arbeitsweise eines wissenschaftlichen Charakter-Kopfes ist:„Wer einen Uberblick über die griechische Welt in Bronzezeit und Archaik zu geben versucht, deren Zeugnisse größtenteils archäologischer Art sind, weiß, daß das Material alle paar Jahre neu überprüft werden muß..."Finley zeigt auf, wie oft „Archäologen ... die Grenzen des Angemessenen überschreiten und ihre Überlegungen mit einem
„Eine neue ausführliche Biographie des Kaisers Augustus ist seit vielen Jahren ein Desiderat." So ein Altmeister deutscher Historie, Hermann Bengtson, in seiner eben erschienenen Augustus-Biographie.Auch Bengtson kann das große „Rätsel" nicht lösen, wie da der skrupellose, brutal mordende junge Mann von obskurer Herkunft, dieser junge „Massenmörder" zum Augustus wird: Augustus, das ist „der durch die Götterzeichen auserkorene".Die Vorzüge des Buches: eine redliche Darstellung des Lebens des Augustus, soweit das aus den Quellen möglich ist. Aber vieles
Wer sich im Fernsehen, aber auch in Massenpublikationen zum österreichischen Katholikentag 1983 die Bilder besieht, die da unser „volksfrommes Brauchtum" herausstellen, auch manche Predigten freundlicher Fernsehpfarrer hört, wird in einen recht liebenswerten, gut aussehenden Kinder-Garten eingeführt.Harmonisierung, kräftig durch Singen unterstützt, eine gewisse Juvenilisierung — Soziologen sprechen von Re-Infantilisierung und Re-Pubertisierung — prägen einen Massenkatholizismus, einen Volkskatholizismus, eine „Erbauung", die alle zusammen ihr gutes Recht haben, in einer
Was anläßlich des Staats-vertragsjubiläums 1980 auf diversen Veranstaltungen und Symposien alles gesagt wurde, kann nun in den unlängst in Buchform veröffentlichten Protokollen nachgelesen werden.
T. E. Lawrence: so der nüchterne Original-Titel. Nüchtern hat Desmond Stewart nach der leidenschaftlichen Lawrence-Biographie von Richard Aldington dasLeben dieses Unglücklichen erforscht, der ein Mythos geworden war.Lawrence hat seine Geschichte selbst erfunden: seine führende Rolle im Aufstand der Araber gegen die Türken im Ersten Weltkrieg. Er hat sein Leben stilisiert, sehr sorgfältig, ein Literat von hohen Graden. Er, der „kleine Kerl", „der kleine Lawrence", wie ihn englische Vorgesetzte nannten, lebte von seinen Täuschungsmanövern.Lawrence über die Araber: „Der
Herbert Wehner, der große, graue, alte Mann der deutschen Sozialdemokratie, hat wenig über sich selbst geschrieben. Nun sind erstmalig seine „Notizen" hier veröffentlicht worden, die er 1946 in Schweden schrieb, aus der Haft entlassen.Die Schweden hatten ihn als „sowjetischen Spion" eingekerkert und pausenlos wird er — bis heute — als „Bolschewik", als „Erzkommunist", als „der böse Geist in der Bundesrepublik" angegriffen. Wehner also, der durch das „Godesberger Programm" der deutschen Sozialdemokratie die Tore öffnete, zur Mitregierung, zur
Zwei junge Österreicher, Siegfried Schrotta, Systemberater in Graz, und Erich Visotschnig, Grazer Systemanalytiker, entwickeln in diesem Buch Gedanken, stellen Modelle und konkrete Arbeitsprogramme vor, zunächst für kleinere überschaubare Gruppen, die einen „machtfreien Verständigungsraum" bilden können, der dem Terror der Mächtigen, der großen Interessenverbände sich entzieht.„Die Urangst der Mächtigen vor einer Meinungsbildung, die sich ihrer Kontrolle entzieht" bildet ja die Basis für die miserablen Verhältnisse heute auf dem Planeten Erde. Von fünf
Gerd-Klaus Kaltenbrunner, Herausgeber des Zweimonatstaschenbuches „Initiative", ist heute der profilierteste, gebildetste literarische Vertreter eines deutschen Neo-Konservatismus. Sein „Vorwort" zu diesem Band ist der i beste Beitrag. In einigen der zehn I Beiträge wird ein Standpunkt ! vertreten, der mieselsüchtig i wirkt, ja Feindschaft gegen die ! heutige Demokratie, gegen den | Wohlfahrtsstaat ausatmet.„Schmarotzer": ja, wo sind sie heute nicht zu finden? Nahezu überall, in allen „Branchen", in den angesehensten Positionen.Der Altösterreicher Erwin
Das Aufregende an diesem neuen Buch des bekannten, streitbaren, umstrittenen Verfassers sind die Konfrontationen. Bernt Engelmann konfrontiert seine eigenen Erlebnisse, Erfahrungen als junger Mensch in einem ersten Band seiner Schilderung des Lebens in Deutschland in der Hitler-Zeit immer wieder mit heutigen, von ihm recherchierten Befunden.Er sucht und findet Menschen, Frauen und Männer, die „dasselbe” wie er mitmachten. Es waren zum Teil Freunde, Bekanntschaften, zum anderen Teil Menschen, die auch der Zufall auf der Straße, in einem öffentlichen Lokal ihm zuführten und die diese
1982 also wagt es der Styria-Verlag, einen Nachdruck der deutschen Thomas-Ausgabe von 1933 vorzulegen.In euphorischer Stimmung — in völliger Verkennung der gesamten deutschen Situation — glaubten die damaligen Herausgeber — an den geistigen Aufbruch im deutschen Katholizismus. In Wirklichkeit waren damals die Ansätze nach dem Ersten Weltkrieg bereits vielfach erlahmt. Hitler stand im Tor.Die Herausgeber hofften — in ihrem Vorwort —: „Und hätte dieser erste Thomas-Band nur den Erfolg, die Diskussion über die Gottesfrage aus der Schule und dem Hörsaal wieder hinauszuver-legen
Dieses Buch von Paul Roth, ein nüchterner Bericht über die Berichterstattung in einem totalitären Regime, ist ein Dokumentationswerk: Es enthält vorwiegend sowjetische Quellen über die „Formierung der öffentlichen Meinung”.„Information” ist Waffe, im innenpolitischen, im außenpolitischen Kampf: Prinzipiell hat sich hier nichts geändert, seit dem Kriegskommunismus von 1917, bis zur Breschnew-Ära heute.Vergebens waren die Proteste Gorkis 1917/1918. Bereits 1901 hatte Lenin in der „Iskra”, die ja in München erschien, als Grundprinzip aller kommunistischen Meinungsbildung
Fünfzehn Autoren, in einem Bande zusammengeführt. Thema: Jugend heute. Die Diskussion um. Jugend wird schriller im Ton — wie die zwischen den beiden Supermächten.Bqndeskanzler Schmidt: „Ich wage den Vergleich, daß das Gespräch zwischen den Generationen ebenso wichtig ist wie das Gespräch zwischen den beiden Supermächten. Wer dazu nicht bereit ist, bringt sich und die anderen in tödliche Gefahr".Die Jugend-Debatte ist imGrunde eine. Debatte um gesellschaftliche Entwicklungstrends (Thomas Ziehe). Alte und junge Generationen: hilflos gegenüber der Zeit, im latenten Bürgerkrieg
Ja, da kommt also ein junger deutscher Historiker, und entblättert den Speer-Mythos, den dieser hervorragend begabte Mann um sich gewoben hatte.Speer schrieb seine Erinnerungen unter Federführung des bekannten Publizisten Joachim C. Fest. Er war fest entschlossen, Speer zu einem Helden aufzu-bauen — ja, doch zu einem sehr deutschen nationalen Helden.Nun: Speer wurde das Alibi für viele, viele Prominente, „Technokraten" vor allem, die hier eine sehr eindrucksvolle Rechtfertigung ihres eigenen tief politischen Engagements fanden. Speers Original-Chronik, die sein treuer Freund
Man glaubt heute, zumindest in Österreich — in anderen Ländern zeigen die Neuauflagen der „Protokolle der Weisen von Zion", so in arabischen Ländern, aber auch in Südamerika eine andere Situation an — nicht mehr an diese russische Erfindung, dieses Pamphlet, das eine .jüdische Verschwörung" zur Machtübernahme den erschrockenen Bürgern, und Kleinbürgern an die Wand' ihrer Anest malte.Ein anderer „Glaube" — wenn man diese Stimmung als „Glauben4', als politischen Glauben, für einen Augenblick so ansprechen darf — wird jedoch heute auch hierzulande von nicht
M. S. Abdullah, seit sechzehn Jahren in der Bundesrepublik geduldig bemüht um einen Dialog der islamischen Welt mit den Deutschen, mit den Christen, legt hier eine kurzgefaßte Geschichte des Islams in Deutschland vor.Leider wird der Islam in Österreich, in Alt-Österreich ebenso ausgeklammert wie die heute so aktuelle Geschichte der Zusammenarbeit von Himmler und Konsorten mit dem Großmufti von Jerusalem.Der redliche Autor berührt durchaus heikle Fragen, so die Tatsache, daß es nur wenige gesprächsfähige und gesprächsbereite islamische Partner für den islamisch-christlichen Dialog
Toleranz ist eine Spätblüte Europas, ein Gewächs, schmerzensreich aus vielen Wurzeln gewachsen. Einige dieser Wurzeln untersucht Richard Saage in dieser Studie, die zeigt, wie vielschichtig, schwer belastet, umkämpft, befehdet Toleranz sich bildet — in Denken, in Praxis: zuerst im Raum der niederländischen Selbstfindungen und Selbstbehauptungen im Kampf gegen Spanien.„Radikale” und „gemäßigte” Opposition — nach außen und innen - das Vorbild des Castellio, die Welt des Erasmus von Rotterdam — dann das Wagnis erster „Demokratie”, wenn man das so nennen darf, was da im
1934 hat die jetzt neunundacht-zigjährige Autorin Deutschland verlassen, fand in Palästina eine neue Heimat. Eine deutsche Jüdin in Palästina.Margarete Sallis-Freudenthal gehört jener Minderheit an, die den Kampf, den Krieg mit den Arabern nicht wollen. Hineingezwungen werden gerade diese deutschen Juden in Palästina zuerst in den mörderischen Kampf um Selbstbehauptung mit den Engländern, dann mit den Arabern, die über Nacht ihre Dörfer verlassen, 1947, weil sie sehr bald als „Sieger” heimzukehren hoffen ...Weit und blutig war bereits der Weg von „Palästina” zur Gründung
Lewis Mumford, geboren 1895, veröffentlichte dieses Buch 1956. Er hat nichts zurückzunehmen, nichts zu „korrigieren”. Die Sache des Menschen, das Ringen um eine „Weltkultur” ist heute so brennend, wie damals.Mumford hat sich immer wieder durch die Jahrtausende zurückgelotet, um den Menschen von heute und morgen zu erkunden: „Offensichtlich hat der Mensch einen großen Teil seines Potentials an Energie, Vitalität und Schöpferkraft vergeudet, weil er nicht allen Aspekten der inneren und der äußeren Wirklichkeit voll und zu jeder Zeit gerecht wurde.”„Die verschiedenen
Liebenswert, diese Erinnerungen einer alten Sozialistin. Warum gibt es keine Pendants zu diesem Buch und zu dem vorgängigen Werk „Erinnerungen — Erlebtes und Gedachtes” der Stella Klein-Löw aus dem „anderen Lager”? Diese Frage würde^ hineinführen in die alte Misere der Christlichsozialen und ihrer politischen Erben: Frauen wurden geduldet, aber nicht gerne gesehen im Spektrum der Männer, die (Partei-)Geschichte machten.„Ich war niemals eine orthodoxe Marxistin — Orthodoxie lag und liegt mir nicht... ” Der Aus-tro-Marxismus der Stella Klein-Löw ist etwas sehr Menschliches,
Die Autorin, Jahrgang 1910, hat den heroischen Versuch, dieses einzigartige Experiment eines sozialistischen Erziehungsmodells miterlebt, mitgetragen. Eine Erzieherschule, Wien, 1919, die im hungernden Wien neue Menschen bilden wollte.Der Arbeiterverein „Kinderfreunde” wagte dies, damals. Konkret: ein 25-jähriger Mann, Otto Felix Kanitz, übernahm die Leitung der Erzieherschule in Schönbrunn, ohne Geld, ohne Stützung, ohne materielle Absicherung (fern, das heutige Subventionswesen), gestützt allein auf seinem sozialistischen Glauben, der seinen katholischen Glauben, erworben im
Ein erfrischendes Buch.Peter Kisser glaubt nicht an Untergang: er sieht eine bäuerliche, vorwiegend bäuerliche Kontinuität die Lande, die heute Osterreich bilden, tragen: tragen durch die Stürme, die Verwüstungen der Zeit. Osterreich von „unten” her gesehen: von der Leidenskraft, von der Lebensstärke der Völker, der Sippen, die sich erhielten. „Das kleine schutzlose Land an der Donau überlebt alle seine mächtigen Bedroher.”Eroberer kommen, gehen, werden aufgesaugt. Peter Kisser sieht sich bestätigt durch die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte. Da wird eine Stadt, 6400 Jahre
Österreich leidet an seinen Traditionalisten. An seinen Traditionalisten in allen Lagern.Der Bundeskanzler bezeugt sich als Traditionalist, wenn er gegenwärtig bei jeder Gelegenheit — er findet diese Gelegenheit an allen Orten, wo er auftritt und* Reden hält — betont, wie sehr er durch seine Vergangenheit, seine Kampfzeit in der Blüte seiner jungen Jahre, wie sehr er durch die Scheußlichkeiten des „christlichen Ständestaates” verletzt, lebenslänglich verletzt worden ist.Noch leben in Österreich, vorzüglich in Wien, aber auch in anderen Städten, nicht wenige Sozialisten, die
Großbände dieses Formats lassen sich im kleinen Raum nicht rezensieren, sondern nur anzeigen: ihre Präsenz also ist zu melden.Ist „diese traditionelle Form des großen wissenschaftlichen Denkmälerinventars als Instrument noch geeignet?”Mit dieser Frage beginnt das „Vorwort”. Der vorliegende Band zeigt, daß diese Form diese Funktion noch erfüllen kann.Der Anhang „Die Ur- und Frühgeschichte Innsbrucks” von Hannsjörg Ubl schildert „die Besiedlung des Innsbrucker Raumes von der Urzeit bis zum Frühmittelalter”. Er empfiehlt sich alsEinführung zu lesen. Anregend zu einem
Bereits das Wort „Wiedergutmachung” rötet den Kopf, läßt die zornroten Adern biedersinniger Österreicher schwellen. Nun, was von der österreichischen „Wiedergutmachung”, die sich in keiner Weise mit der Leistung der Bundesrepublik Deutschland vergleichen kann, zu halten ist, zeigt, nüchtern, in einem Anhang dieses Buch auf.Wie sehr hier Objektivität angestrebt wird, möge ein kleines „Modell” der Aussagen dieses Buches anzeigen: die Alliierten verhielten sich in einigen Bezügen wie die Nazis: in Potsdam. Der unselige Morgenthau-Plan der USA zur Entindustrialisie-rung
Wilhelm Schneemelcher, ein Senior evangelischer Forschung, legt hier eine Geschichte des Urchristentums vor, die „Der Ideo-logisierung des Glaubens wehren" möchte.Der Autor betont: Es gibt keine Einheit in der „Apostolischen Zeit". Die Evangelien gehören zur „Kleinliteratur": zu jener „Unterschicht, die an den Kunstmitteln und Richtungen des literarischen künstlerischen Schrifttums nicht teil und mit seinem Publikum nichts zu schaffen hat; ihre Leser finden die Erzeugnisse der Kleinliteratur vielmehr gerade in Kreisen, die von der großen Literatur nicht erreicht
Diese Reden und Vorträge Carl Friedrich von Weizsäckers sind Konfrontationen mit dem Terrorismus in der Bundesrepublik („Die Verteidigung der Freiheit"), mit der Krise der Demokratie („Hat das parlamentarische System eine Zukunft"), und mit evangelischem Selbstverständnis im Heute.Politik ist seit jeher die Auseinandersetzung zwischen Vernunft und Macht. Unser heutiges parlamentarisches System ist für die wahren weltweiten Probleme nicht fortschrittlich genug:„Es hat nicht die hinreichende Wahrnehmung und schon gar nicht die Durchsetzungsmechanismen für die Behandlung der
Die Neuausgabe dieses 1978 erschienenen Buches zeigt, wie aktuell es ist: alle Probleme, die da Alfred Grosser, der französischdeutsch-jüdische Politologe, nüchtern, mit verhaltener Leidenschaft anvisiert, sind heute so nah, so ungelöst, wie in den Jahren, in denen der Autor sich um ihre Formulierung bemühte.Es empfiehlt sich durchaus, mit der „Schlußbetrachtüng" die Lesung zu beginnen; hier die „Identitätskrise in Italien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich" — und dann mit der Einleitung und dem ersten Teil:Es gab „kein Jahr Null quot;. Es besteht eine
Es war eine der Hoffnungen von Menschen, die das Reich des Mannes aus Braunau am Inn überlebt hatten, daß nach seinem Zusammenbruch zwar nicht eine neue Welt, ein neuer Mensch entstehen würde — dafür sprechen die Ruinen und die Not eine zu deutliche Sprache —, daß aber doch dies geschehen werde: nachdem man Bücher und Menschen verbrannt hatte, nachdem eine mörderische Intoleranz nicht nur die Straßen.Wiens mit ihrem Gebrüll erfüllt hatte, Toleranz einziehen würde: ein Ertragen, ein sehr waches, sehr bewußtes Ertragen des sehr anderen Nächsten.Etwas von dieser Toleranz hatten
Ein Alt-Meister schweizerischer Wirtschafts-Wissenschaft, Emil Küng, St. Gallen, referiert da, nüchtern, sehr zurückhaltend, konservativ liberal, sehr vorsichtig in der Wahl seiner Urteile, über heißeste Eisen der Welt-Wirtschaft, und damit auch der Weltpolitik im Heute: über dieKonflikte zwischen dem „armen Süden" und dem „reichen Norden".Emil Küng spricht apokalyptische „Zustände" so unterkühlt an, daß nur der sehr aufmerksame Leser erkennt, wie ernst er doch die Lage sieht; und zu einer Änderung des gesamten Denkens — als Voraussetzung für eine Änderung
Volkskunde: ihr haftet vielfach noch ein Rüchlein an aus vergangenen Zeiten. Romantik und Ro-mantizismen, Deutschtümeleien, und eben ein Hineinscheitern ins Braune Reich, das manchen Volkskundlern mit der blauen Blume der Romantik geziert erschien, lassen immer noch auch recht gescheite Menschen Abstand nehmen von Berührung, von Kontaktaufnahme mit dieser schönen Wissenschaft.Der in München lehrende Helge Gerndt, Jahrgang 1939, mobilisiert eindrucksvolles Wissen, um die Wissenschaftlichkeit der Volkskunde, wie sie heute geleistet werden kann, aufzuzeigen. Gerndt ist kein Bilderstürmer in
Dieser Aufsatz wird manche Leser schockieren Harte Kritik am Islam im Zeitalter der Ökumene? Aber der Autor, Anwalt universeller Menschenbegegnung im Gottesglau-Ben, ist ein unverdächtiger Zeuge. Was er verficht, ist wert, bedacht und diskutiert zu werden.
23 Vortragende sprachen bei einer Ring-Vorlesung im Mai/Juni 1980 im Internationalen Kulturzentrum in Wien zum Thema: „Das geistige Leben Wiens in der Zwischenkriegszeit". Die Vorlesungsserie hat Norbert Leser, der Gestalter dieser Veranstaltung, nun auch in Buchform herausgegeben.Die Debatten kreisten vielfach um die These (Tatsache): Dieses Wien der ersten Republik bestand kulturell aus Ghetto-Kulturen, die religiös-politisch-intellektuell voneinander geschieden waren.Es war Leser gelungen, eine Reihe von Alt-Wienern als Vortragende zu gewinnen: so Maria Jahoda, so Kurt Adler, den
Robert Weltsch, ein Altmeister des deutsch-jüdischen Geisteslebens, Jahrgang 1891, Prag, erinnert in diesem Essay-Band an die Tragödie des deutschen Judentums. Er untersucht „die schleichende Krise der jüdischen Identität", wie sie sich in den Jahren auf 1914 zu entfalten begann, und das Wesen des .jüdischen Antisemitismus".Mitten im Ersten Weltkrieg bricht im Schützengraben, eine neue Welle des deutschen Antisemitismus auf, gegen die jüdischen Kameraden... Bethmann Hollweg wird als „Kanzler des Judentums" angegriffen, da er für einen Verstähdigungsfrieden
Ein Buch österreichischer Geschichtsbesinnung im besten Sinn des Wortes. Zu erinnern ist: Österreich wurde verraten und geschändet, durch eine „Geschichtschreibung", die, von „kleindeutschen" und „liberalen" Motiven bewegt, direkt in den Abgrund führte.Die beiden Autoren beleuchten Maximilian I., Wallenstein, Prinz Eugen, Maria Theresia, Kaunitz, Franz II. und Erzherzog Carl, Metternich, Radetzky, Franz Joseph I. Sie zerstören Klischees.So hat die historische Forschung in dieser Hinsicht herzlich wenig geleistet etwa in Bezug auf Kaiser Franz.Noch 1966 vermeldet der
Friede: ein geschändetes Wort in einer geschändeten Zeit. Wir wissen es alle: Friede wird in unserem Jahrhundert gesprochen, in Reden beschworen. „Der Parteitag des Friedens“, Nürnberg: Hitlers Kulisse seiner Vorbereitung seines Krieges.Friede: Friedensmacher, Friedensräte, Friedenskongresse, inspiriert und dirigiert, um Anklagen der Weltöffentlichkeit vorzutragen: gegen die „Kriegsbrandstifter“ in Washington, im Westen.Friede: ein verpöntes Wort, nach innen hinein. Verbot, in der Deutschen Demokratischen Republik eine Friedensbewegung zu gründen.Friedensbewegungen: sie sind
„Eiszeit der Herzen“ (Ingeborg Bachmann). Tiefe Kälte, ausströmend von vielen Menschen, im „Jahrhundert der Barbarei“ (ein Münchener Sammelband 1965, an dem ich mitarbeitete). Liebes- schwäche beklagen sehr junge Frauen an ihren Freunden. Ältere Männer verstehen diese „Liebes- schwäche“ als Impotenz.-Mit der Liebe heute verhält es sich vielfach so wie mit dem Frieden: Jeder fordert ihn vom anderen, gibt ihn nicht selbst. Unfähigkeit, Friede zu geben, Liebe zu geben.Gleichzeitig dies: ein Beben, nicht nur in jungen Herzen, sondern auch in den Hirnen älterer, alter
Europa, Advent: Was ist über diesen Kontinent, aus ihm, für ihn „gekommen" in den letzten 30 Jahren und wie steht es um seine Zukunft? Ein großer Denker macht sich Gedanken…
Moses ist nicht modern. Mao, der rote Moses, führte als Fünfundsiebzigj ähriger das Riesenreich in eine Katastrophe, durch die „Kulturrevolution", von der es sich bis heute nicht erholt hat. Seine Nachfolger haben alle Hände und alle Hirne nötig, um die riesenhaften Schwierigkeiten des größten Menscherirei-ches der Erde, wenn nicht zu meistern, so doch soweit in den Griff zu bekommen, daß es nicht, wie der alte Mao befürchtet, „in achthundert Fürstentümer" verfällt.Der tiefe Pessimismus des alten Mao, der in den letzten fünf Jahren seines Lebens nicht mehr in der
Die Wiederkunft Preußens begibt sich in diesem „Preußenjahr 1981“, wie es eindrucksvoll proklamiert wird, auf einer breiten Front, die in Berlin-West in der Großen Preußen- Ausstellung, in Berlin-Ost mit der Wiederaufstellung des Denkmals Friedrichs des Großen unter den Linden ihre unübersehbaren Zeichen setzt.Vorkämpfer der Wiederkunft Preußens in der Bundesrepublik war der preußische konservative Jude Hans Joachim Schoeps, der sich seinerzeit mit seiner nationalen jüdischen Jugendbewegung um eine Zusammenarbeit der nationalen deutschen Juden mit dem Dritten Reich
Ein wunderschöner Maiabend. Das Meer dunkelt, blauschwarz, die Klippen leuchten, überspFiiht vom Gischt der Wogen. Der Ginster blüht, goldengelb und rot. Ich sehe hinaus, über das Meer, denke: hier ist die Wiege unserer Sagen, unserer Mythen-Frau Holle und König Arthus und Parzifal und Tristan und Isolde, und Avalun, das Land der Seligen, der Toten. Und ich denke an die Plantagenet, das königliche Geschlecht: sie trugen den zauberstarken Ginsterzweig aus Gold (planta de genet) am Helm.Tiefer Friede in meiner Brust. Ich kehre in die Stellung ein, zwischen St. Brieuc und St. Briac, hier an
Österreich ist das Land, ist der Kontinent, einzigartig, einmalig in der Welt, der schöpferische Menschen durch Exodus beseitigt. Man mag einwenden, daß neuerdings vor allem Rußland als ernstzunehmender Konkurrent auf dem Weltmarkt der Geister, auf dem die Allerbesten nicht „gehandelt", nicht diplomatisch verhandelt, sondern eben nur „behandelt" werden, Österreich zur Seite tritt.Mir kommen gerade in diesen unseren häßlichen Zeiten immer wieder Menschen zu, die genüßlich auf Ausladungen, auf Ausbürgerungen von Künstlern und Wissenschaftern aus Ost-Landen verweisen, worauf ich
Angst vor Schlechtwetter: sie beseelt viele Menschen, die jetzt schon an den Sommerurlaub denken und den oft jähen Wetterwechsel in den Knochen, im Kreislauf, im Herzen spüren.„Die vier Jahreszeiten“ scheinen in klassischer Form nur mehr bei Haydn aufzuklingen - Erinnerung an „die guten alten Zeiten“, an eine „heile Welt“, die, wie Adalbert Stifter immer tiefer noch erschreckend erfuhr, im blauen Himmel Blitze trug, Menschheits-Gewitter riechen ließ: für den Adalbert Stifter, der meinte, daß es für die Menschen, wenn sie überleben wollten, in den kommenden Jahrtausenden
Das politische Klima in Österreich ist ungut. Lethargie, Resignation, dumpfer Groll, offener Haß, Gereiztheit mischen sich zu einem Gemenge, dessen Explosivstoff in der Ausfaltung unserer wirtschaftlichen Schwierigkeiten und des innenpolitischen Kampfes sichtbar zum Einsatz kommen kann - eines Tages.Die überspitzte Personalisierung, das Hand- und Wort-Gerangel von Politikern, haben den Rückzug aus der Wirklichkeit noch gefördert. Im Blick auf die Vereinigten Staaten meint in einem Interview Joseph Heller, Jahrgang 1923, Bomberpilot im Zweiten Weltkrieg, Universitätsprofessor, Publizist