Schweinebucht Castro Kuba

Castro, Kennedy und das vor den Toren der USA brennende Kuba

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Der kubanische Ministerpräsident Fidel Castro gibt den Sieg über die am 17.4. in der Schweinebucht gelandeten, von den USA finanzierten konterrevolutionären Freischärler bekannt.

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Der kubanische Ministerpräsident Fidel Castro gibt den Sieg über die am 17.4. in der Schweinebucht gelandeten, von den USA finanzierten konterrevolutionären Freischärler bekannt.

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Am 22. April 1960 schrieb Herbert Matthew in der New York Times: „In all meinen achtunddreißig Jahren an der New York Times habe ich es niemals erlebt, dass politische Vorgänge erster Ordnung in einer so erschreckenden Weise missverstanden, falsch interpretiert und schlecht präsentiert worden sind…“ Matthew bezog sich da auf die USA-amerikanischen Darstellungen und Vorstellungen über die Revolution in Kuba. Genau ein Jahr später wurde auf Grund dieser falschen Vorstellungen und auf Grund von Planungen noch der Eisenhower-Zeit, wie in Washington offiziell zugegeben wird, eine Invasion gestartet, die nach zweitägigen Kämpfen scheiterte.

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Herzlichen Dank, Ihre Doris Helmberger‐Fleckl (Chefredakteurin)

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Dreifach fehlgeleitet durch die eigenen amtlichen Nachrichtenquellen, durch die Nachrichtenpolitik und das Drängen kubanischer Emigranten in den USA, und nicht zuletzt durch die Fehlkalkulation politischer und militärischer Berater hat Präsident Kennedy den ersten schweren Irrtum seiner Regierungsperiode begangen. Darf die freiere Welt einen Trost dafür darin erblicken, dass er sich nachher in Camp David, dort, wo einst Chruschtschow mit Eisenhower zusammenkam, nunmehr mit Eisenhower traf, der nachher freundliche versicherte, er sei froh jetzt nicht in der Haut Kennedys zu stecken…? Dies, wie auch die Nachrichten über die beginnende Bildung einer „Nationalen Einheitsfront“ in den USA sind nicht dazu angetan, die Freunde der Freiheit und nicht zuletzt Amerikas, zu beruhigen.

„Nationale Einheitsfronten“ können, wie wir aus der Geschichte Europas und anderer Kontinente in unseren Tagen genügsam wissen, unter sehr fragwürdigen Flaggen segeln: sie können Verbindungen darstellen, hinter denen sich eine kommunistische Machtübernahme vorbereitet. Sie können, zum zweiten, Deckgebilde der Reaktion sein: diese Gefahr besteht immer dann besonders, wenn es sich darum handelt, eine nationale Niederlage zu verdecken oder zu verdrängen. Sehr selten sind nationale Einheitsfronten einer dritten Art: Engagements der besten und freiheitlichsten Kräfte einer Nation, die in Momenten der Gefahr das Staatsschiff bemannen, um Richtung Zukunft mit Volldampf zu fahren. Wir wollen hoffen, dass eine Einheitsfront dieser Art in den USA unter Kennedy in Bildung begriffen ist: sie allein kann auch Europa helfen, zwischen linker und rechter Reaktion, zwischen Algier und Russland, seine eigenen Wege zu finden. Zu einer positiven Beurteilung der inneramerikanischen Entwicklung laden uns Betrachtungen ein, die die „New York Times“ ein Jahr nach dem 22. April 1960, am 21 April 1961, anstellt:

„Der Kampf in Kuba ist mit einer Schlacht in einem langen, komplizierten und verzettelten Krieg zu vergleichen… Der kalte Krieg in Lateinamerika ist notwendigerweise ein Konflikt, bei dem es um das Vertrauen und die Unterstützung der verarmten Massen geht. Die kubanische Revolution kam nicht wie ein Wolkenbruch aus heiterem Himmel oder wurde in Moskau oder Peking ausgebrütet. Sie ist ein Beweis dafür, dass die Dinge in Lateinamerika grundsätzlich falsch laufen und dass die amerikanische Politik versagt hat.“

Castro Kuba

1958 war das Defizit der kubanischen Handelsbilanz mit Amerika auf mehr als eine Milliarde angewachsen. Die größten Einkommen, über die Kuba verfügte, die Gewinne der USA-amerikanischen Zucker-, Öl und Bergwerkgesellschaften, wanderten in Form von Dividenden nach Amerika. Der Blick amerikanischer Großgesellschaften hat bis na an heute den Blick der Nation der USA auf Südamerika verstellt. Der Blick einiger Cliquen hat dazu noch den politischen Blick nach Asien, teilweise der ganzen übrigen Welt verstellt. Die besten Nachrichtendienste liefern dann eben nur mehr das, was man in dieser Optik sehen will. Das sind also die Lehren von Kuba: Im ureigensten eigenen Interesse, freiheitsliebenden Freunde und Partner der USA sind diese dringend gehalten, alle ihre bisherigen Freunde und Verbündeten in der ganzen Welt zu überprüfen. Mit den falschen Verbündeten kann man nicht vorwärtsschreiten. Von Korea über Vorderasien, die Türkei, und weiter nach Europa, und wiederum in Südamerika und Mittelamerika, hatten die USA sich mit einem Kranz fragwürdiger Verbündeter umgeben, mit „befreundeten“ Militärdiktatoren und Chefs korruptester Regime. Das vor den Toren der USA brennende Kuba ist nun zum Fanal geworden, das die Freiheitsstatue vor den Toren New Yorks darauf hinweist: Will sie nicht in Kalk und Gips und Stein ein Monument leer gewordener Phrase sein, dann muss sie die Fackel der Freiheit in die Hand nehmen: lebendige Menschen, die den Milliarden Hungernden Freiheit und Brot bringen. Mit diesen Waffen allein ist morgen Castro in Südamerika, sind übermorgen die harten Gegner und die falschen Freunde in aller Welt zu überwinden.

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