Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Polens Kirche
Polen, sein Katholizismus, der polnische Papst stehen heute im Brennpunkt von Auseinandersetzungen. Der französische Autor dieses Buches schildert den polnischen Katholizismus im Zeitraum ab 1795 in seinen ständigen Auseinandersetzungen mit den anderen Nationalitäten auf dem Boden des polnischen Staates.
Im Kampf mit der Orthodoxie, sowohl in ihrer russischen wie in ihrer lateinischen Form, wächst heißer polnischer katholischer Nationalismus. Visionär sieht der bedeutende Dichter Julius Slo- wacki 1848 in einem Gedicht den „slawischen Papst“ als Führer in die Zukunft der Menschheit.
Schwierig, immer, dieser polnische Katholizismus, der sich um die Königin Polens, Maria, rankt. Dreißig Jahre lang, bis 1974 erkennt der Vatikan die juristische Existenz des Staates Polen nicht an. Die Wahl des polnischen Papstes ist ohne die makabre Vorgeschichte — Polen fühlte sich seit Hitlers Einfall vom Vatikan verlassen, ja verraten — nicht zu verstehen. Der Kardinalprimas von Polen sagt 1977 zu Nonnen, unter denen sich auch Französinnen befinden:
„Beobachten Sie unser Tun und Handeln, beten Sie mit uns, und haben Sie den Glauben Ihrer bre- tonischen Bäuerinnen. Haben Sie Vertrauen zur Kirche, und kritteln Sie nicht an ihr herum. Unterlassen Sie es, von der .Krise der Kirche zu sprechen, denn solange Christus in der Kirche lebt, gibt es keine Krise der Kirche“.
Die Härte dieses polnischen religiös-politischen Glaubensbekenntnisses, dieser Integralismus springt wohl in die Augen. Seine Selbstverschlossenheit, sein alle anderen Formen von Katholizität ausschließendes Selbstbewußtsein hat Polen in all den Krisen seiner Geschichte begleitet.
GOTT SCHUTZE POLEN! Geschichte des polnischen Katholizismus 1795-1982. Von Georges Castellan. Kerle Verlag, Freiburg-Heidelberg 1983. 320 Seiten, geb., öS 288^0.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!