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Jaspers zur Bombe

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Im Herbst 1956 hielt Karl Jaspers im Rundfunk seine Rede über die Atombombe und die Zukunft des Menschen: sie wurde die Grundlage des Buches von 1958, das jetzt wieder erschienen ist.

Kein deutscher Philosoph hat sich mit der Atombombe und ihren Problemen so ausführlich befaßt, wie in Basel dieser große, alte Mann, den die deutsche akademische Philosophie nie recht ernst genommen hat. Ein einziger deutscher Denker, der in Wien lebende Günther Anders, ist ihm zu vergleichen, ist ihm an Radikalität seiner Fragen überlegen.

Erschreckend aktuell ist Jaspers’ Buch von 1958: es sind die Fragen, die heute so wund, so offen sind wie damals. Nur die Friedensbewegungen gab es 1958 noch nicht. Die Mentalität vieler Menschen hat sich nicht geändert — ihre Passivität, ihre Trägheit, ihr Ubersehen-Wollen.

Angesichts dieser Sachlage plädiert Karl Jaspers für eine offene Vernunft, die „ewige Gegenwart“ als „Gegenwärtigkeit“ erlebt.

Berufung auf Jesus: Das Reich Gottes ist in euch, es ist schon da. „So wie Jesus sagte, ist es für das philosophische Denken: Das, worauf es ankommt, die Wirklichkeit des Ewigen, ist in der Weise, wie gelebt und gehandelt wird … Aus dieser Gegenwärtigkeit des Ewigen kann eine Folge sein, daß der Selbstmord der Menschheit abgewehrt wird. In dieser Gegenwart wird aber auch die Hoffnung bleiben noch im Scheitern von Vernunft und Dasein“.

Das ist Mystik, nicht Mystizismus. Wie wenige Menschen verstehen sich heute in dieser Erfahrung.

DIE ATOMBOMBE UND DIE ZUKUNFT DES MENSCHEN. Politisches Bewußtsein in unserer Zeit. Von Karl Jaspers. Piper- Verlag, München-Zürich 1982. 505 Seiten, kart., öS 127,50.

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