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Am Indianerpfad

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Einen großen Lobgesang auf die Kunst des Flanierens und auf die Metropole New York hat der aus Irland stammende, heute in den Straßen von „Big Apple” beheimatete Nik Cohn geschrieben. Eine Weltreise wollte er eigentlich unternehmen, ist aber schon am Broadway hängengeblieben. So führt Cohn seine Leser über den „Großen Weißen Weg”, früher ein Indianerkriegspfad, heute die berühmteste Straße der Welt.

Vom Südzipfel Manhattens geht die lange Wanderung hinauf nach Brooklyn, und wir lernen kennen: Tauge-und Habenichtse, Tagträumer, bankrotte Börsianer, Schlagzeuger, Boxer, Zauberer, Stripperinnen, abgetakelte Politiker, Satanisten, Nutten, Zuhälter, Transvestiten, Taxifahrer, Rauf-und Trunkenbolde, Drogensüchtige, Ganoven, Weiße und Schwarze, Juden und Latinos, Freaks, Krüppel und Kranke - kaum aber weiße, wohlhabende, protestantische Durchschnittsamerikaner.

Doch gerade der Blick auf die marginalen Existenzen in diesem Mikrokosmos von New York eröffnet ungewohnte Perspektiven, trifft mitten hinein ins „Herz der Welt”, wo der letzte Sandlerphilosoph seinen Alptraum in der Gosse träumt, wo in der schäbigsten Hotelbaracke kleine Genies der Überlebenskunst kampieren, wo der Tod alle zum Ringeltanz lädt.

Nik Cohn erweist sich als Boule-vardier ersten Ranges, der seine Straßen kennt wie kein anderer. Er lauscht den Melodien der Stadt und komponiert eine Fülle exzentrischer Lebensgeschichten zu seinem großen Gesang von New York. Wer das abenteuerliche New York liebt oder haßt, der muß „Das Herz der Welt” lesen.

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