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Ancien Régime

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„Nur einen Katzensprung von Wien“ lautet die Devise einer Werbeaktion, mit der die Stadt Baden demnächst ihre Nachbarn aus der Metropole zu häufigerem Besuch einladen wird. Manchmal lohnt sich auch so ein Katzensprung in das sympathische Theater zwischen Schwefelquelle, Biedermeierfassaden und Föhrenhängen.

Da das eigene Ensemble schon seit langem nur an wenigen Tagen der Woche spielt und die meiste Zeit Leinwandgrößen agieren, scheint es hier keine Probleme in puncto Arbeitszeitverkürzung zu geben. Scribes „Ein Glas Wasser“: Pariser Haute Couture der klassischen Komödienliteratur als hübsche Nachkreation für den Kurpark. Geschickt bemühte sich der Regisseur Walter Dirnberger um pastellfarbene Tüll- Transparenz des Dialogs und Geschehens am Badener ”öf von St. James, ohne auf das straffe Fischbeinkorsett des Intrigenspiels unter den Draperien zu vergessen.

Ein Gast aus Wien hat die Rolle des Bolingbroke übernommen: Gustaf Elger. Ihm kann nicht so bald einer das (Glas) Wasser reichen. Der britische Edelmann seines Gepräges hatte mindestens eine französische Großmutter, von der er gallische Wesensart und unbesiegbaren Esprit erbte. Elger bewegt sich, Aperęus und Rhetorik ins Treffen führend, durch ein Ancien Regime, dessen Kronprinz Jean Anouilh heißt. Eine gewiegte Taktikerin der salonfähigen barocken Zimmerschiacht nach den Regeln des Floretts: Anna Maria Eckhoffs Herzogin von Marlborough. Höfliche Reverenz auch vor Angelica Schütz (Königin) und Claudia Clemens (Abigail), ein Salut dem strammen Fähnrich Masham (Peter Wolsdorff). Man amüsierte sich, hier im theatralischen Vorfeld Wiens.

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