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Angeblich Wien

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Man nehme: ein wenig Utopie (in diesem Fall Science'-fiction), ein bißchen Kriminalroman, vermische das Ganze mit angeblichem Wiener Lokalkolorit, und schon hat man eine neue Literaturgattung kreiert, die unsere nach Innovationen dürstenden Germanisten begeistern kann. Wenn sich dann noch mißlungene oder überstrapazierte Sprachbilder dazugesellen, sind dem Werk bereits literarische Weihen sicher, weil es „all das so genial bloßlegt“.

Ein Musterbeispiel dafür liefert der Wiener Gottfried Distl mit seinem Roman „Europa den Afrikanern“. Die Geschichte soll wohl skurril sein, ist aber lediglich an den Haaren herbeigezogen. Die Sprache soll wohl Dichte und Originalität vermitteln, ist aber nur schrill und voll banaler Bilder. Was scheinbar als Satire auf das heutige Osterreich gemeint ist, wird zur unfreiwilligen Satire auf jene Art von Literatur, die sich angestrengt bemüht, um jeden Preis zu neuen Formen zu finden und sich dabei in Vokabular und Diktion einer geistig ausgelaugten Szene verirrt.

EUROPA DEN AFRIKANERN. Von Gottfried Distl. Verlag Peter Seiinka, Ravensburg 1987. 204 Seiten, Pb., öS 171,60.

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