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Angestaubter Hochwälder

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Ein Stück, das nach dem letzten Krieg Welterfolg hatte, läßt nun merkwürdig kühl: das Schauspiel „Das heilige Experiment“ von Fritz Hochwälder, das diesmal im Theater in der Josefstadt zu sehen ist. Die gefundenen Stoffe waren damals noch nicht von den erfundenen fast gänzlich abgelöst worden. Ein großartiger Stoff, wie man weiß: Der ideale „Gottesstaat“ der Jesuiten in Paraguay wird 1773 auf Befehl des Königs von Spanien wie des Ordensgenerals aufgelöst. Das stellt Hochwälder erfreulich unmanipuliert dar. Aber der Konflikt, der entsteht, packt lediglich unser Denken. Das Stück besteht aus Handlung und nur aus Handlung, die Gestalten sind ausschließlich auf diese

Funktion hin skelettiert. Sie haben kein Fleisch, sie gehen uns menschlich nicht nahe. Und der seinerzeitige Erfolg? Noch war die perfekte Mache eines „gebauten“ Stücks auch ohne tieferen Gehalt erfolgsträchtig.

Unter der Regie von Michael KehU mann werden vor allem die Argumente, die verschiedenen Einstellungen klar gegliedert dargeboten, eine wohl ausgewogene Aufführung. Karl-Maria Schley ist durch Ruhe und Überlegenheit ein sehr beeindruckender Provinzial. Erik Frey als Visitator, Peter Vogel als Legat des Ordensgenerals wirken ebenso überzeugend wie die weiteren Darsteller. Gottfried Neumann-Spallart entwarf das treffliche Bühnenbild.

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